Marlène, wenn ich dir sage, dass ich einige Fragen für dieses Interview mit ChatGPT generiert habe: Haben wir dann ein Problem miteinander?
Wenn du dafür keine vertraulichen oder geheimen Informationen benutzt hast, sehe ich kein Problem. Eine gewisse Vorsicht ist sicher angebracht. Man kann Instrumente wie ChatGPT aber durchaus nutzen, um den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Wie gehe ich am besten vor, wenn ich ein Resultat von ChatGPT überprüfen möchte?
Zuerst solltest du deinen eigenen Kopf einschalten und überlegen, ob das überhaupt richtig sein kann. Anschliessend würde ich vertrauenswürdige Quellen beiziehen. Zum Beispiel Fachliteratur oder Websites des Bundes oder von anderen Kantonen. Manchmal reicht es auch, etwas zu googeln.
Füllt ChatGPT zurzeit deinen ganzen Arbeitsalltag aus?
Die letzten Wochen waren mit der Erarbeitung der Leitlinien sehr intensiv. Bei den meisten Mitarbeitenden ist ChatGPT mittlerweile im Alltag angekommen und es gibt deshalb einige Anfragen. Mehr Fragen gehen aktuell zum neuen Datenschutzgesetz des Bundes ein. Und dann stehen noch grosse Rechtsetzungsprojekte an.
Was ist bei diesen Projekten die grösste Herausforderung?
Die Zeit. Es müssen viele Anspruchsgruppen eingebunden werden. Gleichzeitig ist die Digitalisierung schnelllebig und dynamisch. Aus juristischer Sicht möchte man möglichst langlebige Lösungen schaffen. Das ist schwierig, wenn sich etwas ständig weiterentwickelt. Vieles muss dann offen geregelt werden oder man muss versuchen, Entwicklungen vorherzusehen.
Wie gelingt das?
Wichtig ist der Austausch mit der Forschung. Ich mache nebenbei ein Doktorat im Bereich Recht und künstliche Intelligenz. Das hilft mir, auf dem aktuellsten Stand zu bleiben.
Weniger ist mehr. Man sollte sich immer zweimal überlegen, was man ins Netz stellt.
Wie bist du zum Thema Datenschutz gekommen?
Ich bin reingerutscht. Die Grundrechte haben mich
zwar schon im Studium interessiert. Als ich in der
Staatskanzlei in der Dienststelle Recht und Legistik
angefangen habe, gab es meine jetzige Stelle noch
nicht. Die vielen Anfragen zeigen, dass wir mit der
Schaffung dieser Stelle einen Nerv der Zeit getroffen
haben.
Wer wendet sich vor allem mit Fragen an dich?
Grösstenteils sind es Projektleiterinnen und Projektleiter
von IT-Projekten oder die Rechtsdienste der
Ämter und Departemente. Die Idee meiner Funktion
ist nicht, dass ich alle Anliegen der Mitarbeitenden
für sie erledige. Sondern ich gebe ihnen Mittel an
die Hand, damit sie ihre Fragen selbst lösen können.
Selbstverständlich stehe ich auch danach für ein
Feedback zur Verfügung.
INFOBOX
Was geht und
was geht nicht?
ChatGPT und ähnliche Systemen können unsere Arbeit vereinfachen. Die Nutzung solcher textverarbeitender KI-Systeme birgt aber auch Risiken. Die neuen Leitlinien zur Verwendung von ChatGPT und Co. in der Staatsverwaltung geben Orientierung, was geht und was nicht. Sie sind im Intranet abrufbar.
Welche Frage hörst du am häufigsten und was antwortest du darauf?
Die häufigste Frage ist, worauf bei IT-Projekten im Bereich Datenschutz besonders geachtet werden muss. Entscheidend ist, welche Daten bearbeitet werden. Besonders schützenswerte Personendaten wie die Religion oder strafrechtliche Daten sind heikel. Auch entscheidend ist, wo die Daten gespeichert werden. Es macht einen Unterschied, ob das auf kantonalen Servern geschieht oder in Clouds, deren Rechenzentren irgendwo im Ausland stehen.
Was ist dein bester Tipp zum Umgang mit persönlichen Daten?
Weniger ist mehr. Man sollte sich immer zweimal überlegen, was man ins Netz stellt. Bei Fotos frage ich mich zum Beispiel immer, ob ich mit diesem Bild auch auf der Strasse herumlaufen und es wildfremden Menschen zeigen würde. Bei vielen kostenlosen Diensten bezahlt man mit seinen Daten. Dessen sollte man sich bewusst sein. Grundsätzlich dürfen aber alle selbst entscheiden, wie viel sie preisgeben möchten.
Nutzt du künstliche Intelligenz auch privat?
Ich nutze sie vor allem zur Unterhaltung. Man kann sich von ChatGPT zum Beispiel lustige Volksinitiativen oder romantische Liebesbriefe schreiben lassen.
Und in welchen Bereichen bist du ausschliesslich analog unterwegs?
Ich habe zu Hause ein riesiges Büchergestell und könnte Bücher nie auf einem E-Reader lesen. Ich brauche das Papier zwischen den Händen.