Caroline, können Bäume miteinander kommunizieren?
Das ist eine esoterische Frage. In gewisser Weise kommunizieren Bäume schon, aber nicht so wie wir Menschen. Nahe beieinanderstehende Bäume bilden zum Beispiel eine gemeinsame Krone, nicht zwei einzelne. Und bei der Nährstoffaufnahme gibt es ebenfalls Formen des Austausches zwischen Bäumen. Das ist aber keine Kommunikation im «menschlichen» Sinn.
Esoterische Naturbetrachtungen sind nicht dein Ding…
Das würde ich so nicht sagen. Für mich ist Natur durchaus ein Kraftort. Im Wald zu sein, kann mir viel geben, und zwar im emotionalen und eben auch im spirituellen Bereich.
Hast du schon mal einen Baum gefällt?
Ja, einmal, eine grosse Weisstanne in einem Holzfällerkurs. Es war ein besonderer Moment, als die Tanne fiel. Nicht, dass mir der Baum leidgetan hätte, aber es war etwas sehr Spezielles. Der Boden zitterte, das krachende Geäst, der starke Geruch von Harz, der sofort in der Luft lag, dann diese Ruhe. Dieses Erlebnis ist mir schon eingefahren.
Die Mitarbeitenden sollen wissen, warum sie etwas so und so machen und nicht anders.
Du bist Vorgesetzte von rund 90 Mitarbeitenden – deine Ziele?
Ich möchte mithelfen, meinen Mitarbeitenden gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu geben. Ich möchte ihnen Orientierung geben, wo die Prioritäten zu setzen sind, welche Aufgaben Vorrang haben und wo unsere künftigen Herausforderungen liegen. Die Mitarbeitenden sollen wissen, warum sie etwas so und so machen und nicht anders. Ich komme mit dem Blick von aussen und kann deshalb auch bestehende Routinen offen hinterfragen und neue Impulse setzen.
Damit eckst du an.
Ich bin eher positiv überrascht. Es gibt durchaus Leute, die es gut finden, die Dinge auch mal anders zu betrachten. Oder die sagen, diese oder jene Veränderung hätten sie sich schon früher gewünscht. Aber natürlich stimmt es: Veränderungen sind auch schwierig.
Was sind deine Ziele für den Wald?
Der Wald braucht uns nicht, aber wir brauchen ihn.
Das Ziel muss sein, den Wald so zu erhalten, dass er diejenigen Leistungen erbringen kann, die wir als
Gesellschaft von ihm brauchen.
Ist der St. Galler Wald etwas Besonderes?
Soweit ich ihn bis jetzt kennengelernt habe, ist er vor allem sehr vielfältig. Es gibt hier fast alle Waldarten, die in der Schweiz vorkommen. Angefangen bei den klassischen Tieflandwäldern über die Moor- und Auenwälder bis hin zu den Gebirgswäldern. Es gibt praktisch alles hier.
Was kommt auf ihn zu?
Ich war lange im Berner Mittelland tätig. Dort sind die Folgen des Klimawandels mit Trockenheit und Baumsterben schon viel deutlicher als hier. St.Gallen hat bislang von seinen grösseren Niederschlagsmengen profitiert. Aber das wird sich ändern. Ein Handlungsschwerpunkt liegt im südlichen Kantonsteil. Die Baumarten werden sich verändern. Die Frage ist dann, wie und ob die hier verbreitete Schutzwaldfunktion ununterbrochen
gewährleistet werden kann. Aber auch die Menschen machen sich zunehmend breit im Wald, das führt zu Nutzungskonflikten und beeinträchtigt auch zunehmend Pflanzen und Tiere.
Und was kommt auf dich zu?
Ich habe den Auftrag, die Organisation der Waldregionen und damit des kantonalen Forstdienstes unter die Lupe zu nehmen. Zuerst möchte ich dem Kantonsforstamt eine neue Strategie geben und diese zusammen mit meinem Team erarbeiten. Eine Organisationsanalyse des Kantonsforstamtes habe ich bereits angestossen. Es gab in den letzten 15 Jahren praktisch keine Organisationsentwicklung, obschon
sich die Aufgaben mächtig entwickelt haben. Da möchte ich hinschauen.
Wenn du gerade nicht im Büro oder im Wald bist, was ist deine Lieblingsbeschäftigung?
Ich gehe oft wandern in den Bergen, auch gern oberhalb der Waldgrenze. Genauso gern besuche ich Konzerte, kulturelle Veranstaltungen oder Sportevents. Leider zu selten, aber ebenfalls gern betätige ich mich zu Hause gestalterisch-kreativ.
Zurück zum Wald. Was ist dein Lieblingsbaum?
Ich habe keinen.
Wieso?
Alle Bäume sind genial.