«Ich habe eine grüne Wiese betreten»

Will der Kanton genügend qualifiziertes Personal finden, muss er sein Image aufbessern. Damit ist Arbeitgebermarketing gefragt – der Job von Sabrina de Vries.

Markus Wehrli, Kommunikation Staatskanzlei / Bild: Thomas Hary

«Ich habe eine grüne Wiese betreten»

Will der Kanton genügend qualifiziertes Personal finden, muss er sein Image aufbessern. Damit ist Arbeitgebermarketing gefragt – der Job von Sabrina de Vries.

Markus Wehrli, Kommunikation Staatskanzlei / Bild: Thomas Hary

Ganz am Anfang ihrer Anstellung beim Kanton steht dieses Stelleninserat. Sabrina de Vries schmunzelt. «Das Inserat war nicht wirklich gut aufgemacht und wirkte nicht sehr einladend.» Eigentlich nicht überraschend, denn es habe zum etwas verstaubten Image gepasst, das die Verwaltung von aussen noch habe, sagt Sabrina de Vries. Doch das soll sich ändern. Unter anderem dafür ist Sabrina de Vries beim Kanton angestellt. 

Wir sind nur ein Arbeitgeber unter vielen im Kanton, die Konkurrenz um gute Mitarbeitende ist gross.

Seit rund einem Jahr baut Sabrina de Vries das Arbeitgebermarketing auf. Arbeitgebermarketing? «Das kann man so erklären: Wir sind nur ein Arbeitgeber unter vielen im Kanton, die Konkurrenz um gute Mitarbeitende ist gross. Der Kern des Arbeitgebermarketings ist die Arbeitgeberbotschaft, mit welcher wir uns als attraktiver und interessanter Arbeitgeber besser positionieren und differenzieren können.» Und, fügt Sabrina de Vries an, gutes Arbeitnehmermarketing sei umso wichtiger, als der Fachkräftemangel auch am Kanton nicht spurlos vorbeigeht, etwa in den Bereichen Finanzen und IT, aber auch in den landwirtschaftlichen und Pflegebereichen.

“Wir haben so viel Potenzial”

Nach aussen treten, werben mit dem, was man hat und ist. Sabrina de Vries kommt ins Schwärmen. Der Kanton könne eine grosse Vielfalt an attraktiven Jobbildern und Funktionen anbieten mitsamt modernen Anstellungsbedingungen und Arbeitszeitmodellen. «Wir haben so viel Potenzial. Aber wir müssen lernen, dies auch zu zeigen und bei der Suche nach potenziellen Mitarbeitenden einzusetzen.» Dabei sei aber eine gewisse Vorsicht angezeigt. «Wir arbeiten mit Steuergeldern und konkurrieren bei der Suche nach Personal mit der Privatwirtschaft. Daher müssen wir Wege finden, selbstbewusst und authentisch auftreten zu können, ohne gleichzeitig als zu aggressiv wahrgenommen zu werden.»

Modernes Arbeitgebermarketing richtet seine Mittel auch unmittelbar an potenzielle Mitarbeitende. «Wir müssen direkt an die Hochschulen gehen und Studierende nd Absolventen von unseren Qualitäten und Vorzügen überzeugen», sagt Sabrina de Vries. Und gutes Arbeitgebermarketing heisse, jungen, gut ausgebildeten Fachkräften nach der Ausbildung Einstiegshilfen zu bieten, sei dies mit Trainee-Programmen oder noch während des Studiums mit Praktikumsmöglichkeiten.

«So können wir junge Talente an den Kanton heranführen und ihnen dann – je nach Bedarf – einen Fixeinstieg anbieten.» Mit solchen Angeboten werde der Kanton als Arbeitgeber attraktiver, er verbessere seine Situation im Wettbewerb um gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Wir brauchen diese Instrumente», ist Sabrina de Vries überzeugt. Solche Nachwuchsprogramme sind auch Teil der personalpolitischen Ziele der Regierung.

Ein Arbeitgeber – nicht neun

Dass die Regierung ein modernes Arbeitgebermanagement fordert, kommt nicht von ungefähr. «Alles, was wir jetzt aufbauen und umsetzen, gibt es in der Privatwirtschaft seit Jahren», sagt Sabrina de Vries. Der Kanton habe in dieser Hinsicht Nachholbedarf.

Ich setze auf die Kraft von Argumenten und Fakten.

Die Notwendigkeit, moderner und zeitgemässer aufzutreten, mag einleuchten – leicht umzusetzen ist es jedoch nicht. Eine Knacknuss: Die Verwaltung besteht aus sieben Departementen, der Staatskanzlei und den Gerichten – neun «Einheiten», die sich bis anhin meist als individuelle Arbeitgeber verstehen. Ein gemeinsames Arbeitgebermarketing oder einen vereinheitlichten Rekrutierungsprozess zu installieren, stösst da schnell auf individuelle Bedürfnisse und Prozesse. «Solche Umstände motivieren mich», sagt sie. «Ich setze auf die Kraft von Argumenten und Fakten und versuche, gemeinsam nach tragbaren Lösungen zu suchen. Ich bin sicher, dass wir mit der Positionierung als ein Arbeitgeber mit einem vereinheitlichten Rekrutierungsprozess an Stärke und Wirkung am Arbeitsmarkt gewinnen werden.»

Die Personalrekrutierung vereinheitlichen und modernisieren, den Kanton besser positionieren, am Auftritt feilen: «In zwei bis drei Jahren soll sich unsere Position als Arbeitgeber nachhaltig verbessert haben, das ist mein Ziel», sagt Sabrina de Vries. Und was ist für sie der Reiz an ihrem Job? «Ich habe eine grüne Wiese betreten und ich kann hier einen mächtigen Fussabdruck hinterlassen. Ich bin mir sicher, dass ich dem Kanton zu einem besseren Image verhelfen kann.»