Ruth: Sandro, was war deine letzte Frage an ChatGPT?
Sandro: Ich stelle keine Fragen, sondern gebe Aufträge. Ich habe ChatGPT zuletzt eine Geschichtenreihe für mein Patenkind schreiben lassen. Jetzt muss ich das noch zu einem Buch zusammensetzen.
Ruth: Das habe ich auch schon gehört. Leute lassen sich Gutenachtgeschichten von ChatGPT schreiben. Ich glaube, ich würde eher in eine Buchhandlung gehen.
Sandro: Ich finde, man muss ChatGPT und andere Tools einfach austesten. So lernt man am meisten. Bei ChatGPT experimentiere ich viel mit dem Schreibstil, lasse Texte umformulieren oder aus einer anderen Perspektive schreiben. Du kannst technische Anweisungen so umformulieren lassen, dass sie für alle verständlich sind. Oder du kannst den Text für Webseiten an ein bestimmtes Sprachniveau anpassen.
Wenn wir miteinander arbeiten, gibt es keine Hürden, keine Silos, alles ist eingebunden, durchgängig.
Ruth: Anwendungen wie ChatGPT geben uns einen Vorgeschmack, was in Zukunft alles möglich sein wird. Wie sieht eine digital transformierte Verwaltung deiner Meinung nach aus?
Sandro: Wenn wir es geschickt machen, sind die Prozesse auf den Kundennutzen ausgerichtet.
Ruth: Das betrifft die Bürgerinnen und Bürger. Wie verändert sich unsere interne Zusammenarbeit?
Sandro: Wenn wir miteinander arbeiten, gibt es keine Hürden, keine Silos, alles ist eingebunden, durchgängig. Wir arbeiten ohne Medienbrüche, müssen nicht irgendwo ein Formular ausdrucken, unterschreiben und wieder einscannen. Hier unterstützen uns digitale Tools, damit beispielsweise die Qualität unserer Arbeit steigt. Wir müssen weniger nachfragen und sparen Zeit.
Ruth: Du redest viel von Effizienz und Optimierung von Prozessen. Bist du selbst auch so?
Sandro: Ja, schon. Wenn ich Dinge zweimal tun muss, da mache ich den Kopfstand.
Ruth: Was machst du mit der gewonnenen Zeit?
Sandro: Die verliere ich beim Experimentieren wieder. Ich probiere viele Tools aus und realisiere dann nach zwei Wochen: Aha, doch nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe.
Ruth: Ich finde, dass wir mit der Digitalisierung andere Ziele als nur die Steigerung von Effizienz verfolgen sollten.
Sandro: Das sehe ich ähnlich. Normalerweise reden alle von der Effizienz, aber es geht auch um Effektivität. Wir müssen die Digitalisierung nutzen, um die richtigen Fragen zu stellen. Das bedeutet auch, dass wir nicht einfach alles digitalisieren.

Ruth: Das heisst, ich muss nicht auf den Schreibblock verzichten, auf dem ich diese Gesprächsnotizen mache?
Sandro: Nein, den kannst du behalten. Es gibt nämlich die Gefahr, dass wir durch die Digitalisierung weitere Hürden bauen. Papier ist manchmal besser als eine digitale Lösung. Wir müssen einfach herausfinden, wann und wo welche Lösung für welches Bedürfnis besser passt.
Ruth: Wie finden wir das heraus?
Sandro: Wir müssen Dinge vom Ende her denken. Wir müssen uns genau überlegen, ob es diesen Prozess oder jenes Angebot noch braucht. So können wir unsere Services kundenzentriert weiterentwickeln. Alles, was wir tun, muss einen Mehrwert liefern, das ist unsere Richtschnur.
Wir stehen erst ganz am Anfang dieses Prozesses. Da kommt noch viel Spannendes auf uns zu.
Ruth: Und was ist, wenn wir die digitale Transformation erreicht haben?
Sandro: Wir stehen erst ganz am Anfang dieses Prozesses. Da kommt noch viel Spannendes auf uns zu. Das ist auch der Inhalt der Veranstaltungsreihe über die digitale Transformation (siehe Infobox). Ich glaube, die digitale Transformation wird sich weiterentwickeln mit neuen Technologien, die noch kommen. Deshalb stellt sich auch der Prozess der Transformation immer wieder neu.