Nun ja, die Konstellation ist tatsächlich speziell. Angefangen hat alles im Frühsommer 2018, als mich
der frühere St. Galler Finanzvorsteher anrief – nicht wegen einer finanzpolitischen Frage, das hätte ich mir
aus meiner früheren Arbeit im Finanzdepartement noch knapp vorstellen können –, nein, es ging um Gesundheitspolitik. Man suche eine Projektleiterin für die Weiterentwicklung der Strategie der Spitalverbunde. Das kam nun wirklich aus heiterem Himmel. Als Ökonomin beschäftigte ich mich damals vor allem mit Arbeitsmarktfragen, Integration von älteren Arbeitnehmenden, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, daneben noch ab und zu mit öffentlichen Finanzen. Aber Gesundheitsversorgung und Spitalstrukturen? Was wusste ich mehr als andere interessierte Zeitgenossen? Ich sagte trotzdem zu. Gut, das war einige Gespräche später und im Wissen, dass ein superkompetentes Projektteam bereitstand. Aber zweifelsohne auch mit viel Blauäugigkeit und Zweckoptimismus. Oder ehrlicher: Das Thema war einfach zu spannend und die Chance zu einmalig.
Der Kantonsrat hat die «4plus5-Strategie» mittlerweile in erster Lesung beraten und ich schaue manchmal etwas ungläubig zurück auf die unzähligen Besprechungen, Telefonate, Mails mit den Kolleginnen und Kollegen vom Gesundheits- und Finanzdepartement, der Staatskanzlei, den Spitalverbunden, mit Beratern, Gemeinden, Ärzteschaft, Unternehmen. Auf ordnerweise Grundlagen zu medizinischen, versorgungstechnischen, betrieblichen, ökonomischen, rechtlichen Fragen, die wir für die Vorlage erarbeitet haben. Auf die vielen Sitzungen mit intensiven Diskussionen im Lenkungsausschuss, in denen sich das Ergebnis allmählich herauskristallisierte. Als Projektleiterin sah ich meine Aufgabe darin, alle Fäden möglichst immer in der Hand zu halten, alle Beteiligten koordiniert vorwärts zu bewegen, bei genügend Resultaten Entscheide auszulösen. Ob ich mich dabei immer an die üblichen Gepflogenheiten in der Verwaltung und bei den Vorgesetzten gehalten habe, bezweifle ich – aber es schien mir oft nicht anders möglich. Und als Externe raubte mir das (meist) auch nicht den Schlaf.
Für mich neigt sich die Arbeit zur St. Galler Spitalstrategie dem Ende zu. Ich werde damit wieder häufiger bei den Studierenden und Arbeitskollegen in Chur anzutreffen sein. Das Gesundheitsthema werde ich sicher mitnehmen, es gibt viele Fragen, deren nähere Betrachtung sich lohnt. Und vielleicht lassen sich die Erkenntnisse aus St.Gallen ja auch andernorts verwenden – etwa in Graubünden, womit wir dann wieder eine Art ausgleichende Gerechtigkeit hätten. Daneben gibt es aber auch die früheren Themen, die es wieder aufzunehmen und voranzubringen gilt. So etwa neue Kooperations- und Finanzierungsmodelle für Kitas zur Verbesserung der Kinderbetreuung im ländlichen Raum. Interessanterweise geht es dabei um die genau gleiche Grundfrage wie bei den Spitälern: Wie können wir gute Qualität und ein bedarfsgerechtes (hier berufskompatibles) Angebot zu tragbaren Kosten bereitstellen? So kann ich mich auch in Zukunft auf spannende Aufgaben freuen. Noch mehr freue ich mich aber auf mehr freie Wochenenden zusammen mit meiner Familie. Und auf eine richtig lange Bergtour.
Monika Engler war fünf Jahre als Ökonomin im Generalsekretariat des Finanzdepartementes tätig. Ihr oblag die Vorbereitung der Botschaften zum Budget, zum Aufgaben- und Finanzplan sowie zu verschiedenen Sparprogrammen. Diese Jahre waren sehr intensiv und anspruchsvoll, der Kantonshaushalt musste wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Monika Engler zeigte ausgewiesene konzeptionelle Fähigkeiten, war sich aber nicht zu schade für die Detail- und die Knochenarbeit. Ich erinnere mich noch gut an die Zusammenarbeit und an einige Abende im Büro, an denen wir dann gerade noch spurtend von der Davidstrasse den letzten Zug ins Werdenberg erreichten.
Flavio Büsser, Generalsekretär Finanzdepartement