Seit bald einem Jahr steht der ehemalige Banker Stefan Schäfer an der Spitze der St.Galler Pensionskasse (sgpk). Er spricht über Ängste bei den Versicherten, wenn es um die Rente geht, über Vertrauen und die Verantwortung, mehr als 10 Milliarden Franken zu verwalten.
Stefan Schäfer, ein Banker an der Spitze der St.Galler Pensionskasse – was hat das zu bedeuten?
Es geht nicht ausschliesslich ums rein Ökonomische. Ich bringe als Banker viel Erfahrung in konsequenter Kundenorientierung und Kundenkommunikation mit. Die Kundenorientierung ausbauen und verstärken, den persönlichen Kontakt pflegen, das ist auch Ziel der sgpk. Und dafür wurde ich auch gewählt.
In der Vergangenheit hat das nicht funktioniert?
Man muss das historisch sehen. Die sgpk ist 2014 aus der Zusammenführung der Pensionskasse des Staatspersonals und der Lehrer und Lehrerinnen hervorgegangen, vorher waren das einzelne, im Vergleich zu heute kleinere Kassen. Die Zusammenführung war ein hartes Stück Arbeit, und es brauchte zuerst einmal eine Phase der Stabilisierung. Jetzt müssen wir uns weiterentwickeln. Als heute eine der grössten Ostschweizer Pensionskassen brauchen wir ein ganz neues Selbstverständnis. Sich konsequent als Dienstleister verstehen, das ist im Unterschied zu früher jetzt fundamental.
Was ist Ihnen heilig?
Transparenz, Kommunikation, Offenheit und Fairness. Ich sage immer: Die Rendite ist nur Voraussetzung für das Geschäft. Was es vor allem braucht, das sind verlässliche Beziehungen zu unseren Partnern, zum Kanton, zu den Spitälern, zu den Schulen und Universitäten, wo unsere Versicherten arbeiten.

Bei der Zusammenführung und der Verselbstständigung der beiden Kassen gab es massive Probleme. Die Versicherten mussten zur Ausfinanzierung tief in die eigene Tasche langen. Das Image der sgpk war angeschlagen. Hat sich die Situation beruhigt? Wir mussten einen Effort leisten, das ist so, und die Versicherten mussten mehr Beiträge bezahlen. Aber es hat sich gelohnt. Wir sind jetzt solid aufgestellt. Wir haben das Jahr 2019 sehr gut abgeschlossen und wir konnten sogar den Zins anheben und so den Versicherten etwas zurückgeben. Ich spüre, dass das Vertrauen wieder da ist.
Trotzdem: Wo man sich auch umhört, viele Menschen haben Angst um ihre Pension …
Ich verstehe diese Ängste, das aktuelle Tiefzinsniveau kann schon beunruhigen. Unsere Altersvorsorge ist mit erster, zweiter und dritter Säule aber ein gutes System, und gerade für die zweite Säule braucht es eine gute Pensionskasse. Das sind wir. Wir haben eine ansehnliche Grösse und so können wir auch langfristig planen. Es ist aber schon so: Heute ist es sicher richtig, wenn man sich auch um die dritte Säule kümmert.
Sie verwalten die Altersguthaben von über 36 000 Personen, das sind über 10 Milliarden Franken. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?
Die Verantwortung ist sehr gross. Wir hinterfragen alle unsere Entscheide: Was sind die Auswirkungen für die Versicherten? Profitieren sie? Zahlt sich eine Investition auch langfristig für sie aus? Ich bin sicher, wir machen unsere Sache gut.