Es ist der 27. Februar 2020: Mein Handy klingelt. Heidi Hanselmann ist am Telefon und fragt mich, ob ich bereit wäre, die Kantonsärztin während der Corona-Pandemie zu unterstützen – und zwar schon am nächsten Tag im Gesundheitsdepartement. Ich willige ein. Es hat sich nicht viel verändert, die meisten Personen kannte ich noch von früher. Obwohl ich schon mehr als drei Jahre in Pension war, brauchte ich keine Einarbeitungszeit. Ich begann im Homeoffice, die vielen E-Mails von besorgten Bürgerinnen und Bürgern zu beantworten. Die Fragen kamen mir sehr bekannt vor, denn vor genau zehn Jahren war Schweinegrippezeit. Ich erkannte schnell viele Parallelen: Zu Beginn der Pandemie – als der Bundesrat das Zepter noch nicht übernommen hatte – gab es wie zu Zeiten der Schweinegrippe keine einheitlichen, kantonsübergreifenden Vorgaben. Jeder tat, was er für gut empfand. Dasselbe Muster wie vor zehn Jahren tauchte bei der Maskendiskussion auf: Fast jede Institution rief nach dem Staat. Dabei sollte es Pflicht der Arbeitgebenden sein, für ihre Arbeitnehmenden zu sorgen. Dies ist übrigens bereits seit Jahren im Pandemieplan so festgehalten.
Warum bin ich als Winterthurer überhaupt nach St.Gallen gekommen? Am 1. Februar 1988 begann meine Zeit in St.Gallen. Ich wechselte vom Uni-Spital Basel ins Kantonsspital St.Gallen und wurde dort ärztlicher Leiter der chirurgischen Intensivstation. Meine Kolleginnen und Kollegen in Basel konnten das nicht verstehen – hinter den «Ural» geht man selten. Die grösste nicht-universitäre Intensivstation der Schweiz zu leiten, war jedoch sehr verlockend. Die Stadt und der Kanton reizten ebenso, dies habe ich aber erst später bemerkt. Nach 15-jähriger Tätigkeit trat ich dann am 1.Januar 2004 die Stelle des Kantonsarztes an. Das war wie ein neuer Beruf. Intensivmedizinische Kenntnisse waren nicht mehr gefragt, umso mehr politisches Gespür, gute Kommunikation, Konfliktmanagement, vernetztes Denken und gute Zusammenarbeit. Den Wechsel ins Gesundheitsdepartement habe ich nie bereut.
Am 31. Januar 2017 wurde ich pensioniert. Seither reise ich viel. Ich besuchte Thailand, Myanmar, die USA, Neuseeland, Italien, Marrakech und die Provence und ich reiste 105 Tage lang rund um die Welt. Ich mache E-Bike-Touren und hie und da Ferien mit meinen Kindern und Enkelkindern. Zudem bin ich Mitglied in verschiedenen Stiftungsräten. So übernahm ich 2017 das Stiftungsratspräsidium von SanaCERT Suisse, einer schweizweit tätigen Stiftung, die Audits und Zertifizierungen zur Qualitätssicherung im Gesundheitswesen durchführt. So bin ich immer à jour und weiss, was im Gesundheitswesen läuft.
Ueli Nef, Leiter Rechtsdienst, Gesundheitsdepartement, erinnert sich an die Zusammenarbeit mit Markus Betschart:
«Ich erinnere mich noch gut, wie ich als frisch gewählter Leiter Rechtsdienst gegenüber dem Kantonsarzt folgende Bemerkung machte: «Markus, du bist ja die ganze Zeit am Telefon!» Daraufhin meinte er: «Ja, das stimmt. Aber weisst du, das ist effizient. Mir ist es egal, wenn das Telefongespräch etwas länger dauert. Mein Ziel ist, dass ich die Anfrage oder das Anliegen am Telefon bespreche und sich die Sache damit erledigt hat.» – Diesen Pragmatismus hat der ehemalige Kantonsarzt bis heute nicht verloren. Umso mehr war Markus Betschart für das Gesundheitsdepartement eine wertvolle Unterstützung für die Zeiten, in denen wir infolge Corona-Pandemie mit Anfragen förmlich zugedeckt wurden. Herzlichen Dank Markus Betschart!»