Plötzlich auf Distanz digital unterrichten

Andrea Schmid, Stabsmitarbeiterin Bildungsdepartement

Plötzlich auf Distanz digital unterrichten

Andrea Schmid, Stabsmitarbeiterin Bildungsdepartement

Welches sind die Erfahrungen nach mehreren Wochen Fernunterricht? Stephan Wurster (Jahrgang 1958), Rektor und Lehrperson für Wirtschaft und Recht an der Kantonsschule Sargans, und Simon Knaus (Jahrgang 1981), Lehrer für Mathematik und Informatik an der Kantonsschule am Burggraben in St.Gallen, verfügten über unterschiedliche digitale Vorkenntnisse. Die beiden Lehrer aus unterschiedlichen Generationen sind positiv überrascht von den Erfahrungen, die sie während des Fernunterrichts gemacht haben.

«Ich arbeitete bereits vor Corona mit videobasierten Unterrichtssequenzen. Die Schülerinnen und Schüler sind fast alle mit digitalen Geräten ausgerüstet und sind sich entsprechende Plattformen gewohnt», so Simon Knaus. Die Umstellung auf Fernunterricht sei für ihn nicht schwierig, aber aufwendig gewesen. Den Fernunterricht so zu gestalten, dass er den Kriterien des guten Unterrichts genügt, habe sehr viel Zeit gekostet. Knaus fehlte vor allem der direkte Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern. «Sie beim Problemlösen auf Distanz zu begleiten, ist schwierig, wenn die spontane Rückmeldung fehlt», sagt Knaus. Telefonate und Nachrichten mussten als Ersatz genügen.

Im Eiltempo digitalisiert

 Das soziale Echo fehlte auch Stephan Wurster. Er hatte bis zur Corona-bedingten Schulschliessung ohne digitale Plattformen unterrichtet. In einem halbtägigen Kurs lernte er die Grundlagen zur Software Teams kennen, mit der man digital zusammenarbeiten kann. Mit Lernvideos zu verschiedenen Themen vertieften die Lehrpersonen ihr Wissen. Die interne Informatikabteilung half bei Fragen. «Wenn die Technik nicht funktioniert, steigt der Stresspegel rasch an», sagt Wurster. Für ihn bedeutete die Situation eine einschneidende Umstellung des Unterrichts. Insbesondere die Theorie muss zu einem wesentlichen Teil so gestaltet werden, dass sie verstärkt selbständig erarbeitet werden kann. Geholfen habe ihm der regelmässige Kontakt mit den anderen Lehrpersonen und den Fachgruppen.

Erkenntnisse aus dem Fernunterricht

 Beide Lehrer sind trotz aller Herausforderungen überrascht, wie gut der Fernunterricht lief. Ohne Leistungsnachweise werde der Elan aber mit der Zeit nachlassen, ist sich Wurster sicher. Sowohl Wurster als auch Knaus können der Situation durchaus Positives abgewinnen. «Für mich sind die Hürden, digitale Plattformen zu nutzen, gefallen», stellt Wurster fest. Er kann sich vorstellen, gewisse Anwendungen über die Corona-Pandemie hinaus beizubehalten. Der Fernunterricht ermögliche den Schülerinnen und Schülern zudem, den eigenen Arbeitsrhythmus zu finden, und fördere so die Selbständigkeit, findet er. Knaus ist sich einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig die individuelle und differenzierte Förderung der Schülerinnen und Schüler ist.