Regina Kühne hat über vierzig Jahre die Kantonsrätinnen und Kantonsräte ins beste Licht gerückt. Als offizielle Fotografin des Kantonsrates hat sie für verschiedene Medien Bilder gemacht. An der vergangenen Maisession hat Regina Kühne nun zum letzten Mal die Parlamentarierinnen und Parlamentarier fotografiert.
Wenn eine SP-Kantonsrätin während der Session hastig auf die andere Seite des Kantonsratssaals huscht, um mit einem SVP-Kantonsrat zu diskutieren, ist Regina Kühne nicht weit weg. Sie findet die beste Perspektive und drückt auf den Auslöser ihrer Nikon-Kamera. Über vierzig Jahre hat die St.Gallerin die eindrücklichsten Momente der Sessionen festgehalten. Nun übergab sie im Mai nach der Legislatur 2016/2020die Aufgabe an ihren Nachfolger Benjamin Manser.
Seit dreissig Jahren arbeitet Regina Kühne als selbständige Fotografin. Zuvor war sie bei einem Pressebüro angestellt und hielt in dessen Auftrag die Sessionen im Regierungsgebäude bildlich fest. Sie sei damals eine Zeit lang die einzige Pressefotografin weit und breit gewesen, sagt Regina Kühne. «Es hat mich nicht gestört, auch wenn mich wohl nicht alle ganz ernst genommen haben», so Kühne. Manchmal sei das sogar besser. Dadurch habe sie ihren eigenen Weg gehen, ihr eigenes Ding machen und mit ihrer Fotografie experimentieren können.
«Unauffällig kann man besser arbeiten»
Regina Kühnes liebstes Sujet ist gleichzeitig das, was sie in der Session am spannendsten findet: Kantonsrätinnen und Kantonsräte von verschiedenen Parteien, die sich neben der Debatte angeregt unterhalten. Sie habe oft nicht gewusst, worüber getuschelt wurde und erlebte erst am nächsten Tag ein Aha-Erlebnis, wenn die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in der Session bekanntgaben, dass sich mehrere Parteien für eine Sache zusammengeschlossen hatten. Diese Geschichten erzählte die geübte Pressefotografin mit ihren Bildern. Sie suchte nicht nur geeignetes Licht und attraktive Sujets. Ihre Bilder zeigen Menschen in hitzigen Diskussionen, Präsidentinnen im Gespräch mit ihren Parteikollegen oder einen Regierungsrat während eines emotionalen Votums.
Sich in den Vordergrund stellen liegt Regina Kühne nicht im Blut. Hinter der Kamera ist es für sie interessanter. Sie sei während der Session immer möglichst zurückhaltend durch die Gänge geschlichen, um den Ratsbetrieb nicht zu stören. «Unauffällig kann man besser arbeiten», so die Fotografin. Regina Kühne spielte lieber Mäuschen. Sie habe sich dadurch viel Wissen über die St.Galler Politik angeeignet.
Mit Blumen und Applaus verabschiedet
Der Kantonsrat hat Regina Kühne nun gebürtig verabschiedet. Die ausserordentliche Sitzung in der Olma-Halle im Mai stellte für die Fotografin nochmals eine Herausforderung dar. Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus hat die Staatskanzlei die Session kurzfristig in eine Halle auf dem Olma-Gelände verlegt. Sie sei sehr nervös gewesen, sagt Regina Kühne, da ausgerechnet an ihrer letzten Session nochmals alles anders war. Ein schöner Abschluss sei es trotzdem gewesen. Kantonsratspräsident Daniel Baumgartner ehrte Regina Kühne mit einem Abschiedsgruss während der Sitzung und überreichte ihr einen Blumenstrauss.
«Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich noch erwähnt werde», sagt Regina Kühne. Sie habe sich aber sehr darüber gefreut, mit Blumen und einem Applaus verabschiedet zu werden. Sie werde ihre Arbeit im St.Galler Kantonsrat nach so langer Zeit vermissen. Regina Kühne widmet sich nun anderen fotografischen Aufgbaen, das Geschehen im Rat werde sie aber weiterhin aufmerksam in der Zeitung mitverfolgen – oder ab und zu sogar auf der Besuchertribüne im Regierungsgebäude.