Voll unter Strom

Amt für öffentlichen Verkehr

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Durchgehend elektrifiziert: Was ist der Gewinn für St.Gallen?

St.Gallen und München rücken näher zusammen. Die Strecke ist durchgehend elektrifiziert und so ausgebaut, dass sie schneller befahren werden kann – auf vielen Abschnitten mit bis 160 km/h. Davor galt in weiten Teilen ein Tempolimit zwischen 80 und 140 km/h. Auch der Lokwechsel im Kopfbahnhof Lindau entfällt, weil ein neuer Durchgangs-bahnhof gebaut wurde. Die Reisezeit verkürzt sich dank Neigetechnik auf drei Stunden und ab Dezember 2021, nach weiteren Ausbauten, auf zweieinhalb Stunden ab St.Gallen. Damit liegt München nicht weiter von St.Gallen entfernt als Fribourg.

Wann kommt der Anschluss nach Berlin auf dem EU-Hochgeschwindigkeitsnetz?

Die Strecke Lindau–München ist nicht Teil des deutschen Hochgeschwindigkeitsnetzes und wird es auf absehbare Zeit auch nicht sein. Von St.Gallen aus ist man heute in weniger als acht Stunden in Berlin. Die SBB bemühen sich zwar, in Zukunft die Anschlüsse an die schnellsten Züge ab München nach Berlin (4 Stunden) herstellen zu können. Dies wird aber erst in einigen Jahren möglich sein.

Warum gibt es in Deutschland Bahnstrecken mit Dieselbetrieb?

Viele Strecken in Deutschland sind nicht elektrifiziert. Ihr Anteil liegt bei rund 40 Prozent. Anders als in der Schweiz war für Deutschland die Vollelektrifizierung nie politisches Ziel. Die Elektrifizierung würde die Bundesrepublik Milliarden kosten. Denn oft reicht es nicht, nur einen Fahrdraht zu spannen. Tunnels müssten erweitert und Brücken teilweise erneuert oder umgebaut werden.

Gibt es landschaftliche Besonderheiten an der Strecke nach München?

Die Strecke von Lindau Richtung Memmingen ist steil und kurvenreich. Deshalb waren die alten Dieselloks so langsam. Mit elektrischem Antrieb und Neigetechnik kann nun schneller gefahren werden. Im Gegensatz zum Schweizer Mittelland führt die Strecke teilweise durch wenig besiedeltes Gebiet. Auf dem Weg nach München zwischen Wangen im Allgäu und Leutkirch überqueren die Bahnreisenden die europäische Hauptwasserscheide. Das Wasser dieser Bäche fliesst statt in die Nordsee ins Schwarze Meer.

Weshalb dauerte der Um- und Ausbau der Strecke so lange?

2008 unterzeichneten der deutsche Bundesverkehrsminister und Bundesrat Moritz Leuenberger eine Absichtserklärung, die Strecke München–Lindau auszubauen und durchgehend zu elektrifizieren. Es kam aber zu Verzögerungen, einerseits bei der Planung, andererseits nach Einsprachen von Anwohnern. Teils blickten diese misstrauisch auf den Bau von Oberleitungen. Oder sie befürchteten, dass nun mehr Züge – insbesondere auch Güterzüge – die Strecke benützen. Auch auf Schweizer Seite musste das Bundesgericht über eine Einsprache entscheiden. Das Verfahren verzögerte den Baustart für den Doppelspurausbau Goldach–Rorschach.