Teamplayer, nicht Kapitän

Staatssekretär Benedikt van Spyk

Das Interview führte Markus Wehrli, Kommunikation Staatskanzlei
Fotos: Thomas Hary

Teamplayer, nicht Kapitän

Staatssekretär Benedikt van Spyk

Das Interview führte Markus Wehrli, Kommunikation Staatskanzlei
Fotos: Thomas Hary

Der St. Galler Staatssekretär war die letzten 130 Jahre immer jemand aus der CVP. Sie haben als FDP-Mann diese Regel durchbrochen – eine Zeitenwende?

Ich nehme das nicht so wahr. Das Amt des Staatssekretärs lebt davon, Brücken zu bauen – der parteipolitische Hintergrund spielt dabei kaum eine Rolle. Aber es stimmt: Früher bekam die CVP jeweils den Auftrag, eine Nachfolge zu stellen. Heute wird die Stelle öffentlich ausgeschrieben und die Wahl erfolgt nach fachlichen Kriterien.

Sie wurden mit über 90 Prozent der Stimmen gewählt – wie haben Sie das geschafft?

Sicherlich hat es geholfen, dass mich die Kantonsrätinnen und Kantonsräte aufgrund meiner langjährigen Arbeit für das Parlament und für die Regierung kennen. Mir war es immer ein Anliegen, die Mitglieder des Kantonsrates bei Fragen möglichst unabhängig zu beraten. So ist eine gute Vertrauensbasis entstanden.

Sie sind praktisch der jüngste Staatssekretär der Schweiz. Sind Sie ein Karrierist?

Ich wusste lange gar nicht, dass es ein Amt wie dasjenige des Staatssekretärs überhaupt gibt – ich habe also auch nicht daraufhin geplant. Während meiner Ausbildung und meinen ersten beruflichen Stationen war für mich offen, welchen Weg ich einschlagen soll. Erst als ich 2011 bei der Staatskanzlei als Jurist angefangen habe, lernte ich das Amt des Staatssekretärs kennen. Es hat mich von Beginn an fasziniert.

Eine Kernfunktion des Staatssekretärs ist die Vermittlung, sei dies zwischen Regierung und Parlament, sei dies innerhalb der Regierung. Weshalb sind Sie dafür prädestiniert?

Ich war schon in meiner Familie und im Freundeskreis immer derjenige, der bei Konflikten vermittelt hat. Es fällt mir leicht, die Perspektive anderer Personen einzunehmen, verschiedene Ansichten zusammenzuführen und Positionen weiterzuentwickeln. Das ist genau der Kern meiner jetzigen Arbeit.

Sie sind seit Juli im Amt. Wie sind Sie gestartet?

Ich fühle mich sehr wohl. Nun kann ich Ideen verwirklichen, die ich schon länger mit mir herumtrage. Meine Arbeit ist äusserst vielfältig. Einerseits bin ich nahe bei der Politik, anderseits leite ich mit der Staatskanzlei ein ausserordentlich vielseitiges Team. Für mich ist diese Aufgabe ein enormes Privileg.

… und den frischen Wind Ihrer Jugendlichkeit: Wo spürt man ihn?

Zum Beispiel in der Kommunikation. Ich lege wenig Wert auf Formalitäten, sondern bevor­zuge den direkten Kontakt. Ich sehe mich nicht als Kapitän, der von der Kommandobrücke herab dirigiert. Für mich stehen Gemeinsamkeit und der Teamgedanke im Vordergrund. Und selbstverständlich packe ich auch mit an.

Zu Ihrer Freizeitgestaltung gehört(-e) das Gleitschirmfliegen. Sie wollen hoch hinaus. Ihre nächste Station wäre demnach Regierungsrat?

Diese Frage stellt sich nicht. Ich bin eben erst im neuen Amt angekommen und freue mich jetzt einfach über meine neue Aufgabe.