Der Brückenbauer geht

Verabschiedung Canisius Braun

Markus Wehrli, Mitarbeiter Kommunikation

28 29 Canisius Braun

Sein Name klingt. Und die Lateinerinnen und Lateiner sinnieren: Canisius, das muss etwas mit dem lateinischen Wort für «Hund» zu tun haben – «canis». Ganz geklärt ist die Herkunft von «Canisius» nicht. Sicher ist eines: Es gab berühmte Personen namens Canisius –
zuvorderst Petrus Canisius, ein Kirchenlehrer, der 1597 in Fribourg starb, 1869 selig gesprochen wurde und 1925 heilig. Eine Heiligsprechung sei mit Canisius Braun nicht geplant, schrieb die «Südostschweiz» schelmisch anlässlich seiner Wahl zum Staatssekretär. Das war 2008. Vermutlich wird das auch so bleiben.

Aber aufgepasst: Canisius Braun ist wandlungsfähig. Er hat Musikwissenschaft studiert, in den Nebenfächern Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Auch wenn die Musik nicht die erste Geige in seinem beruflichen Leben spielen sollte, sie begleitet ihn seit Kindesbeinen. Canisius Braun lernte bereits mit sechs Jahren Geige. Und er ist bekannt als Mann, der gerne am Klavier sitzt. «Wenn ich die Melodie eines Stückes beim Zuhören erfasst habe, dann kann ich sie aus dem Effeff begleiten, frei, ohne Noten», sagt er. Diese Befähigung passt ausgezeichnet zu seiner Festfreude. Sitzt Canisius Braun am Klavier, liefert er das Fundament zum Lied, die Grundmelodie, auf welcher der Gesang aufruht. Hier gibt es eine Analogie zur Politik. Denn so etwas wie die Grundmelodie hat er die vergangenen zwölf Jahre auch als Staatssekretär gelegt.

Die berufliche Karriere von Canisius Braun ist markant. Nach dem Lehrerseminar ist er gerade mal drei Monate Lehrer, da schreibt er sich an der Universität Zürich ein. Er gibt Gas. «Noch während des Studiums habe ich eine Stelle beim Baudepartement des Kantons St.Gallen angetreten», erzählt er. Dort kommt er das erste Mal mit der Verwaltung in Kontakt. Später, nach dem Studium und als Kommunikationsberater, das erste Mal mit der Politik. Damit sind die Weichen für seinen beruflichen Werdegang gestellt. 1993 wird Canisius Braun stellvertretender Generalsekretär des St.Galler Volkswirtschaftsdepartementes, dann Leiter der Aussenbeziehungen des Kantons und Sekretär der Ostschweizer Regierungskonferenz. Schliesslich leitet er die schweizerische Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit und wird 2001 leitender Sekretär der Konferenz der Kantonsregierungen in Bern.

Canisius Braun ist ein treuer St.Galler. Sein Engagement in Bern – immerhin sieben Jahre – war ein Ausflug. Er wohnte unter der Woche in der Bundesstadt, er lebte an den Wochenenden bei seiner Familie in St.Gallen. Canisius Braun ist ein St.Galler durch und durch. Für ihn war die Wahl 2008 zum Staatssekretär eine Rückkehr nach Hause.

Der Reiz der Politik? «Die Möglichkeit haben, das öffentliche Leben zu gestalten, Einfluss nehmen darauf, wie die Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger aussehen sollen, und so mitwirken, wie und was der Staat sein soll.» Für Canisius Braun sind diese Prozesse der Inbegriff des Politischen. Und er hatte das richtige Händchen dafür, diese Prozesse zu begleiten.

Der Mann am Klavier. Staatssekretär Canisius Braun legte die Grundmelodie, auf dem die Vermittlung zwischen Regierung und Kantonsrat gedeihen konnte – die wichtigste Funktion des Staatssekretärs. «Ich bin Brückenbauer», sagt er von sich selbst. Jemand, der zwischen den politischen Instanzen hin und her geht, hier die Legislative, dort die Exekutive – einer, der Diener zweier Herren ist. Überbringen von Botschaften, sie kommentieren und sie einordnen – und damit den Klangteppich legen, die Brücke bauen zwischen den Instanzen: Das war für Canisius Braun der Kern seiner Aufgabe.

Zweier Herren Diener sein – das hat auch seine Tücken. Zum Beispiel dann, wenn der Kantonsrat glaubte, der dienende Canisius Braun sei zu nahe bei der Regierung, vertrete vorwiegend deren Interessen, weniger diejenigen des Parlamentes. Canisius Braun hat bei solchen Konflikten blaue Flecken davongetragen. «Politik ist keine Wohlfühl-Oase», meint er dazu.

Zwölf Jahre lenkte und leitete Canisius Braun die Geschicke der Staatskanzlei. In diese Zeit fielen markante Veränderungen. Die Staatskanzlei ist unter seiner Leitung zu einem Betrieb mit viel Know-how gewachsen, der heute grosse Aufgaben für die gesamte Staatsverwaltung übernimmt. Etwa im Bereich der Digitalisierung. Exemplarisch dazu sind die Arbeiten für Gever oder die Entwicklung der elektronischen Stimmabgabe, das E-Voting.

Canisius Braun wird 62. Ein Alter, in dem es sich lohnt, nochmals etwas anzufangen. «Ich werde als Freelancer unterwegs sein und mich dabei für ausgewählte Mandate zur Verfügung stellen und in Projekten beratend mitwirken», sagt er. Konkretisiert habe sich noch nichts. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass er sich für das Amt des Präsidenten der SRG Ostschweiz interessiert.