Wir sind ein Paar

Markus Wehrli, Kommunikation Staatskanzlei
Thomas Hary

Wir sind ein Paar

Markus Wehrli, Kommunikation Staatskanzlei
Thomas Hary

S. und K. lieben sich. Sie arbeiten im selben Departement, nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Liebe bei der Arbeit – wie ist das? Ihre Namen wollen die beiden nicht verraten. Ihre Geschichte erzählen sie aber.

Vielleicht gehören die beiden einfach zusammen. Einmal habe eine Arbeitskollegin ihr bei einem Anlass ins Ohr geflüstert: «Du, der Typ dort hinten, der wäre doch was für dich.» S. lacht verschmitzt, als sie die Anekdote erzählt. Denn ihre Kollegin wusste damals nicht, dass sie und K. bereits ein Paar waren. Diskretion ist alles. So besonders die Situation der beiden sein mag – an die grosse Glocke hängen sie sie nicht.


S. und K. sind seit zwölf Jahren zusammen, sie sind beide knapp 40 Jahre alt. Er, K., arbeitet seit bald zehn Jahren als Fachspezialist im Departement und ist viel unterwegs – sie, S., ist seit drei Jahren dort angestellt, und zwar in leitender Funktion. Am Morgen fahren sie oft gemeinsam im Zug zur Arbeit (als Paar), dann gehen sie gemeinsam Richtung Büro (auch als Paar), spätestens 100 Meter vor dem Verwaltungsgebäude ist dann aber Schluss mit der Zweisamkeit. «Wir wünschen uns dann einen guten Tag und sagen uns Tschüss, aber wir küssen uns nicht.»

Diskretion: Das Paar zeigt keine Nähe bei der Arbeit,
es gibt keine Berührungen und dergleichen, «das wäre einfach nicht professionell», sagt S. Doch nicht überall ist Nähe ein Tabu. «Meine Arbeitskollegen kennen meine Partnerin ja schon länger», sagt K. «Sie war schon bei privaten Anlässen mit ihnen dabei, lange bevor S. hier im Departement die Stelle antrat.» Im engeren Arbeitskreis weiss man also um ihre Liebe, und genau in diesem Kreis, etwa beim Mittagessen in der Stadt, erhält das Gebot der Distanz auch feine Risse. «Es sind echt nur feine Risse. Vielleicht rücken wir in solchen Situationen einfach ein bisschen näher zusammen oder es kommt zu kleinen Berührungen», sagt K.

S. arbeitet in einem Grossraumbüro, K. hat ein Büro für sich. Keine heimlichen Treffen in seinem Büro oder in
einer schummrigen Ecke des Gebäudes? «Nein.» Aber sie geht doch manchmal zu ihm ins Büro? «Sicher. Wenn ich am Morgen einen Zug später komme, dann gehe ich vorbei und sage Hallo.» Sie lacht. «Wir mussten uns schon Regeln geben, als ich hier angefangen habe.» Es gibt einen weiteren gewichtigen Grund für S., professionelle Distanz zu wahren: «Ich will nicht, dass die Leute denken, ich habe meinen Job nur deshalb angefangen, weil auch mein Partner hier arbeitet.»

K. blickt zum Fenster hinaus, hinüber zum nahen Hauptbahnhof. «Es ist irgendwie komisch, dass wir am selben Ort arbeiten, aber es ist auch etwas Schönes», sagt er. Dabei gehe es längst nicht nur darum, die Partnerin jeden Tag ganz in der Nähe zu wissen. «Wenn ich früher abends etwas von meiner Arbeit und den Personen hier erzählte, dann waren das für sie oft nur Namen. Heute kennt S. alle Leute persönlich. Wenn ich jetzt von der Arbeit erzähle, ist das sehr viel plastischer und farbiger geworden. Wir können heute beide sehr viel besser am Alltag des anderen teilhaben.»

Ein weiterer Vorteil: Sie habe bei ihrem Stellenantritt profitiert von seinem Wissen, erzählt S. «Da er viel weiss
über das Departement, über die Strukturen, über die Prozesse und auch über die Leute hier, konnte ich sehr viel schneller Fuss fassen, als ich anfangs gedacht habe.» Womit möglicherweise aber auch ein Nachteil aufscheint. Gerade in ihrer ersten Zeit im Departement haben die beiden oft und lange über die Arbeit geredet, manchmal ganze Abende. Besondere Regeln, damit die Gespräche über den Job nicht zu viel Platz einnehmen, habe es aber nicht gebraucht. «Wir haben das im Griff», sagt S. «Und manchmal muss man halt sagen: Punkt, jetzt ist genug», fügt K. an.

«Es ist irgendwie komisch, am selben Ort zu arbeiten, aber es ist auch schön.»

Bleibt die Frage, was mit den delikaten Themen ist – S. arbeitet schliesslich in leitender Funktion und weiss
Dinge, die nicht für K. bestimmt sind. «Ich halte mich bei den sensiblen Themen zurück», sagt sie, «ich weiss
genau, wo die Grenzen sind.» Auch K. sieht das eher gelassen: «Natürlich könnte ich gwünderlen. Aber vermutlich käme ich nur in eine blöde Situation, wenn ich diese Dinge wüsste. Und ehrlich gesagt: Mich interessiert es gar nicht, was in den oberen Etagen so läuft.