Andrea Schöb, Sie sind seit Juni Präsidentin der PVK. Was ist Ihr Herzenswunsch?
Ich möchte Gleichberechtigung und Gleichstellung. Frauen, Männer, Menschen mit Beeinträchtigungen: Sie alle sollen gleiche Arbeitsbedingungen haben. Der Kanton St.Gallen geht in diesen Fragen wie andere Arbeitgeber den Weg des geringsten Widerstandes. Hier möchte ich etwas erreichen.
Da spricht die SP-Politikerin. Man könnte auch provokativ fragen: Braucht es Personalverbände überhaupt noch?
Es ist tatsächlich nicht die beste Zeit für Personalverbände. In Sachen Arbeitsbedingungen ist sehr viel erreicht worden. Da fragen die Leute: «Was wollt ihr? Es geht uns doch gut.» Ich sage dann «Stopp». Die Sparrunden werden wieder kommen. Genderfragen sind ein Thema. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ebenfalls. Es gibt einiges zu tun.
Kritiker monieren, die Personalverbände seien geschwächt, sie hätten kaum Gewicht in Verhandlungen.
Das ist falsch. Nehmen Sie die erfolgreichen Lohnverhandlungen vom letzten Herbst. Oder schauen Sie auf die Wahlen im März. Die grossen Verbände wie der Lehrerverband oder der VPOD empfehlen für die Kantonsratswahlen, wer wählbar ist und wer nicht. Die Politiker fürchten das. Das ist sehr wohl Macht.
Hand aufs Herz, die Lohnerhöhung gab es, weil Wahlen sind – und nicht, weil die Verbände Macht haben.
Lohnverhandlungen sind in einem Wahljahr tatsächlich einfacher. Aber es kommt auch auf die Taktik der Verbände an. Wir haben unsere Forderungen genau richtig dosiert und platziert, sodass eine Lohnerhöhung von 0,8 Prozent fürs Staatspersonal durchgekommen ist.
Sie haben es angedeutet: Die individualisierte Gesellschaft führt zu einer Entsolidarisierung, Verbände sind out. Ihre Gegenrezepte?
Leute für die Mitarbeit in einem Verband zu gewinnen, ist heutzutage schwierig. Wir diskutierten in der PVK Lösungsansätze. Eine Idee ist, Vergünstigungen für die Mitglieder anzubieten, zum Beispiel vergünstigte Autokäufe. Das gibt es bereits. Oder Rabatte auf den Mitgliederbeitrag zu geben, wenn jemand ein neues Mitglied anwirbt. Das Wichtigste ist aber: Wir müssen präsenter sein und wir müssen offensiver Werbung machen.
In diesem Pfalzbrief geht es um Dialog. Wenn die PVK mit der Regierung Personalfragen verhandelt, sollte das ein Dialog unter gleichberechtigten Partnern sein. Eigentlich ist die PVK aber Bittstellerin…
Natürlich sind wir Bittsteller. Aber nicht nur. Es geht darum, die Forderungen des Personals durchzubringen, und zwar mit guten, starken Argumenten und mit Geschick im Dialog. Das ist nicht immer einfach.
Und wenn es hart auf hart kommt?
Ich war im Militär. Man sollte nicht gleich zu Beginn alles Pulver verschiessen. Letztlich zählt das bessere Argument.