Unterwegs mit Lebensmittelkontrolleurin Natalie Mennel

Antonella Armirotti, Praktikantin Kommunikation, Baudepartement

Pfalzbrief 2021 1 Mennel 05

7:30

Wie müssen Kosmetikprodukte gekennzeichnet sein? Welche Inhaltsstoffe sind in Tattoo-Farben verboten? Mit welchen Desinfektionsmitteln darf der Arbeitsbereich gereinigt werden? Solche Fragen beantwortet Natalie Mennel in ihrem Arbeitsalltag. Seit vier Jahren arbeitet sie zwei Tage in der Woche als Lebensmittelkontrolleurin im Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen und stellt sicher, dass es in Studios für Permanent Make-up, Tattoostudios und Drogerien mit rechten Dingen zu und hergeht. Bevor sie sich auf den Weg zu den Inspektionen macht, bereitet sie sich am frühen Morgen im Büro darauf vor.


08:30

Für Natalie Mennel steht die erste Inspektion des Tages an. Mit Rucksack und vollbepacktem Rollkof­- fer macht sie sich mit dem Auto auf den Weg. Zu der Erstinspektion in einem Tattoostudio kommt sie ausnahmsweise angemeldet. Sonst stattet sie den Betrieben ohne Vorwarnung einen Besuch ab. «Wir wollen ja nicht, dass sich die Betriebe auf die Inspektionen vorbereiten und am nächsten Tag herrschen ganz andere Umstände», sagt sie, bevor sie das Studio betritt. Natalie Mennel beginnt die Inspektion mit einem kurzen Gespräch, dann untersucht sie sorgfältig die Räumlichkeiten und das Tätowier-Zubehör. Herkunft, Haltbarkeit, Verwendungszweck, Inhaltstoffe und Entsorgung der Produkte müssen stimmen. Natalie Mennel strahlt während der Inspektion Ruhe aus. Es sei wichtig, eine vertraute Umgebung zu schaffen, findet sie: «Die Betreibenden sollen nicht denken, dass ich ihnen was anhaben möchte.» Die Inspektion verläuft erfolgreich. Einzige Beanstandung: Es fehlt eine Handwascheinrichtung, die nur vom Tätowierer benutzt werden darf. Pluspunkte gibt es für die lückenlose Rückverfolgbarkeit der Farben und Nadeln. Natalie Mennel ist zufrieden und macht sich gleich auf den Weg zur nächsten Inspektion.


09:50

Zwischendurch macht Natalie Mennel eine Pause zum Durchschnaufen. Sie holt sich unterwegs einen «Znüni» und geht spazieren. Die Inspektionen verlangen ihr viel Konzentration ab. Besonders bei Erstinspektionen nimmt sie sich gerne genug Zeit und spricht ausführlich mit den Betreibenden. Dabei versucht sie immer, unvoreingenommen zu sein. «Viele Leute haben beim Gedanken an einen Tätowierer das Bild eines alten Matrosen im Kopf, eines Sträflings oder sonst einer finsteren Gestalt. In meinem Arbeitsalltag erlebe ich sie jedoch ganz gegenteilig: sehr weltoffen, hygienebewusst und freundlich», sagt sie.

10:20

Weiter geht es in einem Studio für Permanent Make- up. Eine Wimpernverlängerung, ein langanhaltender Lidstrich oder eine natürlich aussehende Lippenfarbe sind sowohl bei jungen als auch älteren Frauen sehr beliebt. Nicht aber bei Natalie Mennel. Sie verzichte privat lieber auf Make-up. «Einmal hat mir eine Kosmetikerin gesagt, dass ich keine schöne Haut hätte und ich diese und jene Produkte verwenden solle», erzählt sie. «Ich habe es mit Humor genommen.» Auch diese Erstinspektion verläuft problemlos und zur vollsten Zufriedenheit Natalie Mennels. Die Ein­- richtung ist sauber, eine separate Waschanlage ist vorhanden, das Zubehör ist steril verpackt und auch sonst gibt es nur Lob.


12:00

Nach zwei langen Inspektionen freut sich Natalie Mennel auf die Mittagspause. Diese verbringt sie gerne in einem Restaurant, einer Bäckerei oder holt sich etwas für unterwegs.


13:00

Natalie Mennel kommt in ihrem Büro in St.Gallen an. Bunte Karten mit lustigen Sprüchen schmücken ihren Arbeitsplatz. In den Kästen finden sich haufenweise beschlagnahmte Farben. Am Computer verfasst sie die Berichte der heutigen Inspektionen. Dabei geht sie verschiedene Kriterien durch, die sie je nach Beanstandung auf einer Skala von eins bis fünf bewertet. Dadurch weiss sie gleich, wann die nächste Inspektion ansteht. Wenn alles passt, können die Betreibenden in vier Jahren mit einer erneuten Inspektion rechnen. Wenn nicht, erfolgt der nächste Besuch früher. Natalie Mennel erwähnt im Bericht auch, was ihr besonders positiv aufgefallen ist. «Die Betreibenden können kaum alle Richtlinien und Gesetze kennen. Wir müssen sie in dieser Hinsicht auch aufklären», sagt sie. Nach jeder Inspektion erhalten die Betriebe einen Leitfaden zur Selbstkontrolle.


16:30

Bevor Natalie Mennel den Heimweg antritt, bereitet sie sich auf die nächsten Inspektionen vor. Sie macht sich ein Bild der Betriebe, sichtet vergangene Berichte und recherchiert im Internet. Bei ihrer Arbeit lerne sie immer wieder Neues dazu. Sie schätze vor allem den Kontakt und die Gespräche mit den Betreibenden: «Mein Beruf hat mich Wichtiges fürs Leben gelehrt. Ich habe gelernt, positive Gespräche zu führen und besser mit Menschen zu kommunizieren, gerade in schwierigen, manchmal sehr unangenehmen Situationen.»