Sei es Schicksal, sei es Fügung oder einfach Glück: Manchen Menschen fallen die Dinge vor die Füsse. Vielleicht ging das Fabienne Frei so mit ihrem Job als stellvertretende Generalsekretärin im Gesundheitsdepartement. Die 44-Jährige blickt auf einen besonderen wechselhaften Werdegang zurück. Ursprünglich war sie Journalistin – arbeitete zuerst fünf Jahre beim Radio, dann weitere fünf Jahre als TV-Korrespondentin im SRF-Regionalstudio in St.Gallen. Ein angesehener Job. Dann ein Bruch. «Mangels Optionen», sagt Fabienne Frei. «Natürlich wäre es für mich cool gewesen, zum Beispiel bei einer Hintergrundsendung von SRF in Zürich arbeiten zu können. Aber es ist schwierig, als Aussenstehende da reinzurutschen.» Als sie in jener Zeit also über ihre Zukunft als Journalistin nachdenkt, taucht das Inserat für die Stelle im Gesundheitsdepartement auf. «Richtig gesucht habe ich diesen Job nicht. Aber als ich das Inserat sah, dachte ich: Das könnte echt was sein.» Das war vor rund sieben Jahren.
Man hört es: Aus Fabienne Frei spricht jemand, der Brüche kennt. Sie steckt auch jetzt wieder in einer beruflichen Umbruchphase. Ende März ist ihr letzter Arbeitstag als stellvertretende Generalsekretärin, sie wagt den Schritt in die Selbständigkeit. Damit enden die Jahre in sicherer Anstellung, die Jahre im Büro am Oberen Graben, oben im fünften Stock. Die grossen weiten Fenster gehen Richtung Südosten. Fabienne Frei überlegt. Der Reiz an der Selbständigkeit? «Ich verfüge über meine Zeit. Ich kann meine eigenen Ideen verfolgen. Ich kann sie wachsen lassen, ich kann sie formen und gestalten. Wenn ich am Morgen aufstehe, dann weiss ich, für was ich das tue.»
Räume und Dinge ins Gleichgewicht bringen
Spricht die 44-Jährige über ihre Zukunft, spürt man das innere Feuer. Ihr künftiges Business: Ordnungscoach; Leuten helfen, Ordnung zu schaffen. Die Idee, irgendwann so etwas professionell umzusetzen, trage sie seit zehn Jahren mit sich herum. Das Motiv? «Wenn etwas ordentlich daherkommt, dann macht mir das Spass. Ich gestalte gerne Räume und ich schaffe gerne Ordnung.» Fabienne Frei hat das Gespür, das Händchen, den Sinn fürs Strukturierte und Arrangierte. Sie bringt Räume und die Dinge darin ins Gleichgewicht. Dass sie dieses Faible hat, weiss sie schon lange. Sei es, weil Freunde und Bekannte das wahrnehmen, sei es, weil sie in ihrem Umfeld auch schon mal spontan Hand anlegt, einfach mal in einer Stube was verrückt. «Das Feedback darauf war immer positiv.»
Träumt man lange von etwas, entstehen Verbindlichkeiten. «Ich konnte nicht mehr länger einfach meiner Idee nachsinnen, irgendwann musste ich es machen», sagt Fabienne Frei. Selbständig arbeiten, die eigene Chefin sein – klingt gut. Und die Risiken? «Die sind vernachlässigbar.» Die Frau sagt es mit solcher Überzeugtheit, dass man ihr ohne Weiteres glaubt. «Ich bin 44, in meinem Alter ist das Risiko kalkulierbar. Falls das Projekt scheitert, suche ich mir wieder eine Stelle.» Natürlich habe der Entscheid Mut gebraucht. Einen fixen Lohn haben, eine interessante Stelle, das sei bequem. Und viele Leute in ihrem Umfeld warnten, einen Job wie diesen im Gesundheitsdepartement werde sie nie wieder finden. «Das weiss ich alles auch. Trotzdem ist es mir wichtiger, meine Idee jetzt umzusetzen.»