«Die Chemie muss stimmen.»

Aline Loher und Sybille Büsser gehören zu den Vorreiterinnen im Kanton. Sie führen die Sektion Boden und Altlasten im Bau- und Umweltdepartement als Co-Leitung. Welche Überlegungen haben sie sich im Vorfeld gemacht und was braucht es, um erfolgreich eine Führungsposition zu teilen? Im Gespräch mit dem Pfalzbrief wird klar: Das Wichtigste ist die Kommunikation.

Lena Müller, Kommunikation Staatskanzlei
Bild: Thomas Hary

«Die Chemie muss stimmen.»

Aline Loher und Sybille Büsser gehören zu den Vorreiterinnen im Kanton. Sie führen die Sektion Boden und Altlasten im Bau- und Umweltdepartement als Co-Leitung. Welche Überlegungen haben sie sich im Vorfeld gemacht und was braucht es, um erfolgreich eine Führungsposition zu teilen? Im Gespräch mit dem Pfalzbrief wird klar: Das Wichtigste ist die Kommunikation.

Lena Müller, Kommunikation Staatskanzlei
Bild: Thomas Hary

Ein Bild fehlt noch im gemeinsamen Büro. Für Einrichtungsfragen blieb Aline Loher und Sybille Büsser bisher keine Zeit. Seit einigen Monaten teilen sie nicht nur das Büro, sondern auch die Leitung der Sektion Boden und Altlasten im Amt für Umwelt. Sie seien noch in der «Kennenlernphase». Nicht nur gegenseitig, sondern auch mit der neuen Rolle. Für beide Frauen ist es die erste Führungsposition. 

Mit dem Modell der Co-Leitung gehören Aline und Sybille schweizweit noch zu einer absoluten Minderheit. Gemäss Bundesamt für Statistik arbeitet in der Schweiz nur circa ein Prozent aller Arbeitnehmenden auf Führungsebene im Jobsharing. Damit ist diese Arbeitsform bei leitenden Positionen deutlich weniger verbreitet als auf anderen Hierarchiestufen. Auch innerhalb der kantonalen Verwaltung ist das Topsharing, wie man die geteilte Führung auch nennt, noch rar gesät. Rund zehn Co-Leitungen gibt es bisher auf verschiedenen Führungsebenen. Das Personalamt betont aber, dass diese Führungsmodelle dem Wertekompass des Kantons entsprächen, welchen sie in den nächsten Jahren weiter stärken und verankern möchten.

Die Co-Leitung ermöglicht eine Flexibilität, die optimal ist, gerade wenn man Kinder hat.

Chancengleichheit fördern Die beiden Umweltwissenschaftlerinnen sind überzeugt von dem Modell. «Bis jetzt sehe ich wirklich nur Vorteile», bilanziert Sybille. Trotz Führungsposition können beide Frauen weiterhin Teilzeit arbeiten. «Die Co-Leitung bietet ausserdem eine höhere Flexibilität, was die Arbeitszeiten angeht, weil wir uns gegenseitig vertreten können. Das ist optimal, gerade wenn man Kinder hat», ergänzt Aline, die Mutter eines anderthalbjährigen Sohnes ist. Dass Topsharing zur Vereinbarkeit von Familie und Karriere beitragen kann, hat auch der Kanton erkannt. Als Massnahme zu den Ergebnissen der Personalbefragung beim Thema «Chancengleichheit», haben die Amtsleiterinnen und Amtsleiter im Frühling beschlossen, vermehrt nach Möglichkeiten für Co-Leitungen zu suchen und entsprechende Anstellungen aktiver zu prüfen. 

Aline und Sybille haben schon mehrere Jahre in der gleichen Sektion gearbeitet. Vor dem Entscheid, sich gemeinsam auf die Nachfolge ihres Chefs zu bewerben, haben sie sich nicht nur mit dem Modell der Co-Leitung, sondern auch intensiv mit sich als möglichem Führungsteam auseinandergesetzt. «Wir haben gegenseitig regelrechte Bewerbungsgespräche geführt», erzählt Sybille lachend. Aline fügt an: «Uns war wichtig, dass wir ähnliche Werte vertreten und in die gleiche Richtung gehen wollen.» Ausserdem merke man auch intuitiv, ob es passt oder nicht. Private Freundschaft muss nicht sein, «aber die Chemie muss stimmen», ist Aline überzeugt.

Grundwerte als Kompass

Gemeinsame Grundsätze und Ziele haben für die noch junge Co-Leitung oberste Priorität. Ein externes Coaching, welches die beiden in der Anfangsphase begleitet, unterstützt dabei, diese zu finden und zu formulieren. «Das Coaching hilft uns sehr», resümiert Sybille, «denn diese definierten Werte dienen als Basis für viele Entscheidungen». Wirklich diskutieren müssen sie dann nur noch über Details der Umsetzung, endlose Grundsatzdiskussionen kennen sie bisher nicht. 

Den intensiven Austausch miteinander schätzen die beiden aber sehr. Dank der beiden 80-Prozent-Pensen ergibt sich genügend überlappende Arbeitszeit dafür. Die Führungsaufgaben für ihr sechsköpfiges Team machen rund einen Viertel ihrer Arbeit aus. In der restlichen Zeit arbeiten sie in ihren jeweiligen Fachbereichen Boden (Aline) und Altlasten (Sybille). Obwohl es fachlich nur wenig Überschneidungen gibt, entstehen auch hier wertvolle Diskussionen und die Möglichkeit, Prozesse von jemandem mit einem anderen Blickwinkel spiegeln zu lassen.

Wir würden es sofort wieder machen.

Charakterbildung inklusive

Bei aller Einigkeit – gibt es auch Unterschiede zwischen den beiden? «Ich rede mehr!», lacht Aline. Auch in diesem Punkt könne sie von ihrer Stellenpartnerin profitieren: «Ich rede nicht nur viel, sondern manchmal auch etwas zu vorschnell. Von Sybille kann ich lernen, erst mal etwas Tempo rauszunehmen und die Angelegenheit mit Abstand zu betrachten.» Sybille hingegen schätzt Alines Genauigkeit: «Wenn ich Aline um ihre Einschätzung in einer Sache bitte, befragt sie mich bis ins Detail dazu.» Das zwinge sie, ihre Entscheidungen noch genauer zu begründen und wenn nötig auch zu hinterfragen. 

Diese Offenheit, sich mit der eigenen Arbeitsweise auseinanderzusetzen, ist für Aline und Sybille eine der Voraussetzungen für eine erfolgreiche Co-Leitung. Ausserdem brauche es natürlich das passende Umfeld, sie erhalten viel Unterstützung von ihren Vorgesetzten. Etwas vom Wichtigsten sei die Bereitschaft, die Verantwortung mit der Co-Leitungspartnerin zu teilen und darauf zu vertrauen, dass es gut kommt, ergänzt Sybille. «Ich glaube, das ist eine Typfrage und nicht abhängig vom Fachbereich oder der Hierarchiestufe.» Bei Aline und Sybille scheinen all diese Voraussetzungen zu passen. Sie resümieren unisono: «Wir würden es sofort wieder machen.» Und bei so viel Übung in gemeinsamen Entscheidungen wird es sicher ein Leichtes, auch noch das passende Bild fürs gemeinsame Büro auszuwählen.

So funktioniert eine Co-Leitung im DI

Sabina Brunnschweiler

Christopher Rühle

Sehr viel fachliches Wissen übers
AfKU und das DI, Genauigkeit und
Gründlichkeit.

Das habe ich
von ihr/ihm gelernt

Herausforderungen
unbeschwert und mit einem ganz
neuen Blick angehen.

Teamgeist

Ohne diese Eigenschaft
geht nichts

Vertrauen

…wir uns gegenseitig motivieren und inspirieren.

Als Co-Leitung funktionieren
wir besser, weil…

… wir unterschiedliche Kompetenzen, Stärken und Erfahrungen mitbringen.

Sabina Brunnschweiler und Christopher Rühle führen seit April 2024 das Amt für Kultur (AfKU) in einer Co-Leitung. Christopher war davor schon 16 Jahre im Amt tätig, Sabina arbeitete vorher beim Kanton Zürich. Strategische und übergreifende Führungsthemen übernehmen sie gemeinsam. Die Führung der einzelnen Abteilungen und Stabsbereiche haben sie unter sich aufgeteilt. Beide arbeiten in einem 55-Prozent-Pensum. Möglichkeiten zum Austausch bieten das gemeinsame Büro, in dem sie an drei Tagen pro Woche gleichzeitig anwesend sind, sowie zwei wöchentliche Sitzungen.