Windenergie im Gegenwind

Windkraftprojekte lösen oft heftigen Widerstand aus. Wie muss man vorgehen, dass Infoveranstaltungen zu Projekten nicht aus dem Ruder laufen? Ralph Etter vom Amt für Raumentwicklung und Geoinformation weiss Bescheid.

Evelyn Jeger, Kommunikation Bau- und Umweltdepartement

Windenergie im Gegenwind

Windkraftprojekte lösen oft heftigen Widerstand aus. Wie muss man vorgehen, dass Infoveranstaltungen zu Projekten nicht aus dem Ruder laufen? Ralph Etter vom Amt für Raumentwicklung und Geoinformation weiss Bescheid.

Evelyn Jeger, Kommunikation Bau- und Umweltdepartement

Ralph Etter, der Kanton hat im Frühling mit sogenannten Bevölkerungsdialogen zu möglichen Windkraftstandorten direkt vor Ort informiert. Wieso Bevölkerungsdialoge?

Bevölkerungsdialoge sind eine gute Methode, die Bedürfnisse und Interessen der Bevölkerung ausfindig zu machen. Und wir schaffen damit, dass wir uns vor Ort zeigen, auch Akzeptanz für weitere Planungsschritte. Schliesslich sind wir gemäss Raumplanungsgesetzgebung dazu verpflichtet, solche Mitwirkungen durchzuführen.

Was ist denn die «Grosswetterlage»?

Bei der Raumplanung geraten verschiedene Interessen miteinander in Konflikt. Das Ziel der Windenergie ist es, erneuerbare Energie zu produzieren, Versorgungssicherheit im Winter zu schaffen und den Klimaschutz zu fördern. Die Crux ist, alle Interessen wie Landschaftsschutz, Biodiversität oder Lärmschutz in die Interessenabwägung einzubeziehen.

Und was sind die Ziele der Dialoge?

Ein wichtiger Aspekt ist die Wissensvermittlung. Wir haben den Teilnehmenden erklärt, dass es sich noch nicht um konkrete Windprojekte handelt, sondern um die Ausscheidung von möglichen Gebieten. Weiter haben wir den Richtplanprozess erklärt und aufgezeigt, wie der Ablauf ist, bis eine Anlage gebaut werden kann. Interessiert haben auch die Windenergieanlagen als solches, wie sie funktionieren und welches Energiepotenzial sie haben.

Störenfriede gab es keine. Gewisse Interessensvertreter besuchten aber alle vier Veranstaltungen.

Das Thema Windkraft schürt teils heftige Emotionen. Wie beugt man dem vor?

Um zu vermeiden, dass im grösseren Stil polemisiert wird und wir in die Defensive geraten, haben wir die Besuchenden in vier Gruppen unterteilt. Diese wurden dann an vier Stationen über unterschiedliche Themen informiert. Das hat auch den Vorteil, dass in kleineren Gruppen mehr Stimmen zu Wort kommen.

Hattet ihr externe Hilfe?

Wir haben mit der Stiftung Risikodialog zusammengearbeitet. Diese hat viel Erfahrung mit Energiethemen. Zudem handelt es sich um ein amtsübergreifendes Thema. Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei, das Amt für Wasser und Energie und schliesslich das Amt für Raumentwicklung und Geoinformation haben sehr gut zusammengearbeitet.

Wie schafft man es, dass die Windkraftgegner den Dialog nicht dominieren?

Jede Station wurde von zwei Personen betreut. Die Moderierenden leiteten das Gespräch und die Fachpersonen konnten sich vollkommen auf den Inhalt konzentrieren. So war sichergestellt, dass alle zu Wort kommen konnten.

Gab es an den Veranstaltungen Störenfriede?

Störenfriede gab es keine. Gewisse Interessenvertreter besuchten alle vier Veranstaltungen. Hier hat man gemerkt, dass sie am ersten Abend noch etwas emotionaler waren. Der erste Anlass wirkte wie ein Ventil, um den Durck abzulassen. Die Diskussionen liefen im Grossen und Ganzen sehr sachlich ab.

Wie gehst du mit Leuten um, die nicht mit anerkannten Fakten argumentierten?

Als Erstes muss man zuhören. So verhindert man, dass das Gespräch eskaliert. Ich frage die Leute, wo sie diese Informationen herhaben. Argumentieren hilft in diesen Fällen meistens nicht. Es ging an diesen Abenden nicht darum, ob wir Windenergie wollen oder nicht. Diese politischen Entscheide sind auf nationaler Ebene gefallen. Es ging um mögliche Eignungsgebiete, das Vorgehen zur deren Ausscheidung und wie es nun weitergeht.

Mit welchem Gefühl geht man in eine solche Veranstaltung?

Sicher habe ich Gegenwind erwartet und mich vor den Veranstaltungen gefragt, wie gross der Publikumsaufmarsch und ob das Publikum ausgewogen sein wird. Aber ich wusste, dass wir ein gutes Konzept für die Veranstaltung haben und war daher relativ entspannt.

Was hat dich am meisten überrascht?

Die regionalen Unterschiede. Am einen Anlass war die Stimmung klar gegen Windkraft. An einem anderen eher dafür. Ich kann mir das nicht abschliessend erklären. Vielleicht haben an einem Ort die Gegner besser mobilisiert und an einem anderen die Befürworter.

Wie geht es weiter, Ralph Etter?

Als Nächstes kann sich die Bevölkerung zur Richtplanungsanpassung äussern. Nach der zeitgleichen Vorprüfung durch den Bund entscheidet die Regierung über die Anpassung, der Bundesrat muss sie anschliessend genehmigen. Das ist voraussichtlich in der ersten Hälfte 2024. Danach folgen die Nutzungsplanung mit Umweltverträglichkeitsbericht und schliesslich das Baubewilligungsverfahren.