Was macht eigentlich …

… Johannes Rutz, ehemaliger Leiter des Amtes für Arbeit?

RAV St.Gallen 1996

Vor zehn Jahren, am 1. Juli 2012, entstand das heutige Amt für Wirtschaft und Arbeit durch das Zusammen­legen des Amtes für Wirtschaft (AfW) mit dem Amt für Arbeit (AfA). Letzteres durfte ich, nachdem ich vorher drei Jahre das RAV Oberuzwil geleitet hatte, während 13 Jahren führen. Der «Untergang» des AfA war gleichzeitig mein Abgang in die Pensionierung. Aus zeitlicher Distanz schaue ich befriedigt auf jene Zeit zurück, zumal mein damaliger Vorgesetzter, Regierungsrat Josef Keller, mir viel gestalterische Freiheit gewährte.

Amts-Höhepunkt war der hart erarbeitete Finalisten- Rang des imageträchtigsten Wirtschaftspreises der Schweiz, des Esprit 08, im KKL Luzern im Februar 2008 mit der Ehrung durch Bundespräsident Pascal Couchepin. Als Dank für unsere 300 Mitarbeitenden veranstalteten wir darauf ein bombastisches Amtsfest auf Schloss Hagenwil. Viele erschienen mittelalterlich verkleidet. Offizielle Besuche bei den Arbeitsmarktbehörden in Liberec (Tschechien) und Debrecen (Ungarn), beides Partnerregionen des Kantons St. Gallen, boten uns aufschlussreiche Gespräche über Möglichkeiten der Wiedereingliederung von Stellensuchenden im Ländervergleich.

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Rutz Johananes Nov 2022

Den «Pensionierten-Schock» konnte ich recht gut abfedern dank meiner neuen Aufgabe als Präsident der Genossenschaft für Seniorenwohnungen Flawil, mussten doch das Gebäude der Alterssiedlung aufwän­dig totalsaniert und gleich darauf eine Fusion mit einer anderen Genossenschaft durchgezogen werden. Als ehemaliger Chefredaktor der «Wiler Zeitung» schätze ich am dritten Lebensabschnitt besonders, dass nun genügend Zeit vorhanden ist, Themen vertieft zu recherchieren, beispielsweise die bauhistorische Entwicklung eines Stickerquartiers oder die Hinter­gründe der Ermordung eines Klosterverwalters im 18. Jahrhundert. Für das Toggenburger Jahrbuch verfolge ich als Chronist für meine Wohngemeinde das Gemeindegeschehen aufmerksam.

Wandern und Reisen? Selbstverständlich. Bewegung hält fit und Reisen erweitert den Horizont. Mit einer verschworenen Truppe sind wir vierzehntäglich auf Schusters Rappen in der Ostschweiz unterwegs. Das zwingt uns, marschtüchtig zu bleiben. Während der russischen Annexion der Krim 2014 weilten wir in Moskau und im Goldenen Ring. Wir, das sind sechs ehemalige Absolventen der Uni St. Gallen, die damals Russisch als Freifach belegten und sich seither regelmäs­sig treffen, auch für gemeinsame Exkursionen. Sponta­nes hat in meinem Pensionierten-Dasein ebenfalls Platz. Letzten Herbst sprang ich im Rahmen eines Hilfsprojek­tes als Fahrer für einen Transport von gesammelten Kleidern nach Siebenbürgen (Rumänien) ein.

Schöne Erlebnisse sind Unternehmungen mit unseren Enkeln. Beim Burgruinen-Besteigen, beim Eseltrekking oder beim Erzählen und Plaudern freuen mich ihre fröhliche Unbekümmertheit, während einen selbst ein melancholischer Hauch des Vergänglichen beschleicht.

Eseltrekking April 2022 II