...

… und es funktioniert!

Über das Klanghaus wurde schon viel geschrieben. Kaum einer war so nah dran an seiner Entstehung wie Projektleiter Sacha Vaucher vom Hochbauamt. Dem Pfalzbrief erzählt er, was ihn dabei besonders beeindruckt hat.

Text Evelyn Jeger / Foto Anna-Tina Eberhard

Eröffnung Klanghaus 859

Das Klanghaus ist ein Unikum. So etwas gibt es auf der Welt noch nicht. So oder so ähnlich steht es in jeder Mitteilung, in jedem Artikel zum Gebäude. Das bedeutet auch: Es gibt keine Erfahrungswerte, keine Vorlage. Alles muss neu gedacht werden. Hinzu kommt die Form des Gebäudes. Man findet im Klanghaus beinahe keine rechten Winkel. Ausprobieren, Knobeln, die Köpfe zusammenstecken war an der Tagesordnung.

Klar: Jedes Gebäude muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen: «Wenn es reinregnet, ist jedes Gebäude falsch gebaut.» Das gilt auch für das Klanghaus. Aber an das Klanghaus werden noch ganz andere Erwartungen gestellt. «Die Vision war es, ein begehbares Instrument zu bauen.»

Am Anfang funktionierte es zu gut 
«Gerade von der künstlerischen Seite kamen viele Ideen und Wünsche.» Nicht alle konnten erfüllt werden, aber viele. Das Wichtigste ist: «Es funktioniert!» Sacha lacht. Die Klanggestaltung im Haus basiert zu einem Teil auf den Ideen eines Klangarchitekten, zum anderen auf Berechnungen von Akustikexperten. Aber: «Wir wussten bis zum Schluss nicht, ob es auch so klappen würde, wie wir es uns vorgestellt haben. Doch die Nachmessungen zeigen, dass das Modell sehr akkurat war. Das war schon beeindruckend.»

Einige Feinjustierungen waren jedoch nötig, um den gewünschten Klang zu erzielen. In die Wände eingebaute Klangspiegel aus Bronze sollen für eine optimale Akustik sorgen. Der erste Klangtest zeigte, dass die Klangspiegel sehr viel Resonanz erzeugten, eigentlich zu viel. Bei einzelnen Klängen oder leisen Stücken war der Effekt eindrucksvoll.

Man hat richtig gemerkt: Alle Handwerkerinnen und Handwerker wollen ihren Beitrag zum Klanghaus leisten.

Laute Passagen waren aber zum Zuhören anstrengend. Eine Lösung musste her. Der Kunstschlosser, der die Klangspiegel konstruiert hatte, war schnell bei der Hand. Er entwickelte gemeinsam mit einem regionalen Tüftler ein System, um die Klangspiegel zu dämpfen. So können sie den Bedürfnissen der Musikerinnen und Musiker angepasst werden.

Alle bringen sich ein
Auf anderen Baustellen führen die Handwerkerinnen und Handwerker einfach ihren Auftrag aus. «Es hat mich sehr gefreut, dass sie beim Klanghaus aktiv ihre Lösungsvorschläge eingebracht haben.» Teilweise auch für Herausforderungen, die Sacha noch gar nicht aufgefallen waren. «Hier hat man richtig gemerkt, alle wollen ihren Beitrag dazu leisten.»

Auch ungewöhnlich: Die Handwerkerinnen und Handwerker machten immer zusammen Pause. «Wenn man zur richtigen Zeit auf die Baustelle kam, gab es Kaffee», erzählt Sacha. Von anderen Baustellen kennt er es anders. «Die Leute aus den verschiedenen Unternehmen bleiben jeweils unter sich.»

Sacha hat auch eine mögliche Begründung dafür. «Die kannten sich fast alle schon.» Trotz des öffentlichen Beschaffungswesens waren beim Klanghaus fast nur Firmen aus der Region im Einsatz. «Das zeigt, dass die ansässigen Betriebe beim Klanghaus mitwirken wollten.

Aussergewöhnlicher Zusammenhalt 
Und was ist Sacha am meisten geblieben von der Entstehung des Klanghauses? «Ich habe noch nie eine Baustelle erlebt, auf der der Zusammenhalt so gut war.» Und: «Das Projekt hat sich von der ersten Idee bis zur Umsetzung kaum sichtbar verändert, das ist selten.» Die Idee war einfach gut. Das Klanghaus ist ein Unikum. Auf mehr als eine Art.

 

Wie alles begann

Die Vision: Das Klanghaus soll ein Zentrum für Klang sein. Im Toggenburg, in einer Region, in der Klang tief verwurzelt ist. Bereits im Jahr 2009 schrieb der Kanton St. Gallen dafür den Thesenwettbewerb aus. Trotz Unterstützung der Regierung und der vorberatenden Kommission verfehlte das Klanghaus in der ersten Abstimmung im Kantonsrat das qualifizierte Mehr. Ein überarbeitetes Projekt wurde schliesslich im zweiten Anlauf angenommen. Im Jahr 2019 sagte auch die Stimmbevölkerung ja dazu. Zwei Jahre später wurde das Baugesuch genehmigt, im Jahr 2022 konnte das Fundament gelegt werden. Es folgte der Holzbau, der im Dezember 2024 abgeschlossen werden konnte. Das Wichtigste: Die Baustelle blieb unfallfrei.