Als Stefan Kölliker 2008 mit 37 Jahren als politischer Quereinsteiger sein Regierungsamt antrat, habe ich rasch begriffen, dass das Bildungsdepartement bei ihm in gute Hände gekommen war und dass es ein grosser Fehler wäre, ihn zu unterschätzen. Stefan hat sich schnell als umsichtiger und zielstrebiger Bildungspolitiker profiliert. Dabei blieb er, der Eishockeyaner, immer sportlich fair. Angriffe gegen Personen hat er stets vermieden, Angriffe auf seine Person nie heimgezahlt – in den ersten Jahren hätte er Gründe gehabt, solches zu tun.
***
Jürg Raschle war für mich ein Glücksfall. Als Jurist mit langjähriger Erfahrung in der kantonalen Verwaltung war er für mich die ideale Nachfolge von Esther Friedli. Ein guter Generalsekretär sollte eine hohe Leistungsbereitschaft und Führungsqualitäten mitbringen. Selber unpolitisch sein, sich aber gleichwohl in einem politischen Umfeld zurechtfinden. Zudem sind für mich Verlässlichkeit und Loyalität Schlüsselkompetenzen, die in einer solchen Position unabdingbar sind.
***
Das entspannte Klima im Bildungsdepartement geht stark auf Stefans Konto. Er war Diskussionen auf allen Hierarchiestufen zugänglich und brachte in diese gerne auch seinen feinen, ganz und gar unpolitischen Schalk ein. Seine Haltungen machte er transparent und er stand für sie ein, wenn nötig auch im Gegenwind. Seinen Weg ging er beharrlich, das kam in der Schulwelt, die Leadership oft wie ein exotisches Tier betrachtet, nicht immer gut an. Nicht ausstehen konnte es Stefan, wenn man ihn bei der Meinungsbildung manipulieren wollte oder gar versteckte Agenden führte. Wer damit spielte, lernte ihn von einer unerwarteten Seite kennen und musste den Rank mit ihm neu finden.
***
Stefans Bürostunden waren rar. Er wollte den Puls der Basis spüren – bei den Mitarbeitenden, den Lehrpersonen, den Jugendlichen, der Bevölkerung. Und mit drei eigenen Kindern in Ausbildung bekam er eins zu eins mit, was Schülerinnen und Schüler und Eltern wirklich auf Trab hält. Beim Flughafen aufgewachsen und seit der Kindheit ein Weltenbummler, schaut er zudem über den Tellerrand hinaus. Wie machen es andere Länder?
***
Stefan ist ein ideenreicher, jovialer Macher. Er mischte das Denken in der Bildungsentwicklung auf und hatte den Mut, Grossprojekte anzupacken, und die Kondition, sie erfolgreich durchzuziehen: der interkantonale Kraftakt, die drei Fachhochschulen zur OST zusammenzuführen, die innovativen Leistungsaufträge und Staatsbeiträge für die Hochschulen und die IT-Bildungsoffensive mit ihrer weiten Ausstrahlung sind drei Beispiele. Vereinzelt hat die Politik Stefan auch kleingeistig gebremst: Die zukunftsstarke Organisation der Berufsfachschulen braucht einen zweiten Anlauf. Ich wette aber, dass das Ergebnis seiner Vision noch recht geben wird.
***
Unsere Naturelle sind verschieden. Deshalb haben wir uns wohl gut ergänzt. Das Vertrauen und der Spielraum, die Stefan Kölliker mir gewährte, waren maximal. Dafür bin ich dankbar und das war für meinen Job sehr motivierend. Es war aber auch eine Herausforderung, denn ein Generalsekretär muss stets realistisch bleiben und darf nicht zum Machtmenschen werden.
Jürg Raschle
Generalsekretär Bildungsdepartement
Für mich hat Jürg, wie auch seine Vorgängerin, alle diese Eigenschaften nicht nur mitgebracht, sondern verkörpert. Das gegenseitige Vertrauen hat unsere Arbeit enorm erleichtert. Zu den Erfolgen der letzten 16 Jahre als Vorsteher des Bildungsdepartementes haben Jürg, Esther und mein Kader massgeblich beigetragen.
***
Jürgs ruhige, bescheidene Art, gepaart mit Schalk und Humor, haben das Arbeitsklima im Generalsekretariat geprägt. Ich finde, er hat fast etwas Spitzbübisches. Wer schon einmal bei Jürg im Büro war, kennt seine Vorliebe für Tintin und Tim-und-Struppi-Bilder. Über eine kleine Tintin-Skulptur, die ich ihm einmal mitgebracht habe, konnte er sich schelmisch freuen. Gelegentliche Loriot-Zitate und Converse-Turnschuhe zum Anzug haben diesen Eindruck weiter verstärkt. Gleichzeitig hat er mich mit der ihm eigenen Ruhe, die er stets bewahrte, wiederholt von voreiligen und unüberlegten Handlungen abgehalten.
***
Nicht zuletzt hat das Bildungsdepartement von seinen Qualitäten als Stratege, seinem umfassenden Allgemeinwissen und seiner äusserst strukturierten Denkweise profitiert. Jede Diskussionsrunde und jeder Text gewannen durch ihn an Substanz. Mit seinen überlegten, intelligenten und präzisen Anmerkungen und Ratschlägen überraschte – und überzeugte – er mich oft.
***
Aufmerksamkeit ist ihm meiner Einschätzung nach eher lästig, weshalb er für die Hintergrundarbeit als Generalsekretär geradezu geschaffen war. Jürg hat das Generalsekretariat im Bildungsdepartement während achteinhalb Jahren mit viel Geschick, enormem Einsatz und bei einer konstant hohen Arbeitsbelastung erfolgreich geführt. Vielleicht habe ich mich unter dem Druck der eigenen Agenda zu wenig oft bei ihm bedankt. Darum, Jürg, herzlichen Dank für deine Arbeit und Unterstützung in diesen Jahren! Du bist ein wunderbarer Mensch!
Stefan Kölliker
Vorsteher des Bildungsdepartements