Ein Morgen bei den «Orangen»

Olivia Meier, Kommunikation Staatskanzlei

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Das Hand-Werk gehört dieses Mal den Mitarbeitern des Strassenkreisinspektorats (SKI) Gossau. Ihre tägliche Arbeit gilt dem Unterhalt und der Sicherheit der Strassen. Wir haben sie begleitet.

06:45

Schon kurz vor sieben Uhr treffen sich die Mitarbeiter des Strassenunterhalts am Standort Gossau zum Morgenrapport. Was steht heute an? Wer wird wo eingesetzt? Der Tag ist rasch geplant, denn «die Orangen», so nennt man die Mitarbeiter des Strassenunterhaltes zuweilen, sind ein eingespieltes Team – und so früh am Morgen ist wohl noch niemandem nach diskutieren zumute. Bruno Bulgheroni, der das SKI Gossau seit 2016 leitet, schaut nach dem Rapport noch bei Stefan Tobler vorbei. Dieser hat ein Händchen fürs Digitale und pflegt die Strassendatenbank, ein Inventar der gesamten Strasseninfrastruktur auf den rund 150 Kilometern, für die das SKI Gossau zuständig ist. «Es ist wichtig, dass wir Zustand und Wert unserer Infrastruktur kennen», meint Bulgheroni, «schliesslich gehört diese nicht uns, sondern den Bürgerinnen und Bürgern.»

07:30

Fallen bei dieser Infrastruktur Arbeiten an, landen sie als Projekt bei Bruno Bulgheroni und seinen Projektleitern. Wo möglich, übernimmt das SKI die Arbeiten selbst. Bei grösseren Unterfangen werden externe Bauunternehmungen und Ingenieurbüros beauftragt. Strassenkreisinspektor Stv. Michael Rüegg, Projektleiter Maurus Bösch und Bruno Bulgheroni tauschen sich regelmässig aus: Wo stehen die einzelnen Vorhaben? Wer hat warum einen bestimmten Auftrag erhalten? Auch aktuelle Herausforderungen werden in den Sitzungen thematisiert. Zum Beispiel wie man mit steigenden Preisen, Lieferschwierigkeiten und Unsicherheiten rund um den Ukraine-Krieg umgehen soll.

08:30

Die erste Baustelle, die Bruno Bulgheroni heute besucht, zeigt, warum sich das frühe Aufstehen lohnt. Es ist um diese Uhrzeit noch verhältnismässig kühl. So angenehm ist es nicht immer: «Ob 40° oder minus 15° – unsere Mitarbeiter beim Strassenunterhalt erledigen ihren Job.» Heute sorgen sie dafür, dass Velofahrerinnen und Velofahrer hier bald problemlos vom Trottoir auf die Strasse wechseln können. Der Bordstein wird abgesenkt. «Früher lag der Fokus beim Auto», erklärt Bruno Bulgheroni, der bereits seit 1988 beim Kanton St.Gallen arbeitet. «Heute sprechen wir in der Planung von ‘Mobilität’. Der Velo- und Fussverkehr hat klar an Bedeutung gewonnen.»

«Der Velo- und Fussverkehr hat klar an Bedeutung gewonnen.»

09:30

Oft bestimmt die Natur den Arbeitsalltag beim Strassenunterhalt. Im Winter müssen Schneeberge beseitigt werden, im Sommer gilt es, Pflanzen von der Strasse fernzuhalten. Ein kurzer Besuch bei Patrik Meier zeigt: Kein Job für schwache Nerven. Er steuert das Mähfahrzeug auf der Strasse und bedient gleichzeitig den Mäharm – und das alles während der Verkehr vorbeibraust. 15’000 Fahrzeuge passieren diesen Abschnitt täglich, der Geduldsfaden von Autofahrerinnen und Autofahrern ist kurz. Bruno Bulgheroni meint: «Der Druck, möglichst viele Arbeiten nachts zu erledigen, steigt. Nachtarbeit fördert die Attraktivität unserer Jobprofile aber nicht. Wir versuchen, die Arbeiten zu machen, wenn es wenig Verkehr hat. Aber das geht leider nicht immer.»

10:30

«Eigentlich ist es ganz simpel», meint Bruno Bulgheroni auf dem Weg zur nächsten Sitzung schmunzelnd, «erst ist der Belag schwarz und irgendwann wird er grau.» Er spielt damit auf die vermeintliche Einfachheit einiger Baustellen an. Die Startsitzung in Niederhelfenschwil offenbart jedoch, dass selbst bei einer «einfachen» Strassensanierung zahlreiche Anspruchsgruppen beachtet werden müssen. Welche Leitungen verlaufen unter der Strasse? Wo kann das Postauto während den Bauarbeiten halten? – Das sind nur einige der Fragen, die geklärt werden müssen.

11:30

An einer Kreuzung in Flawil leuchten die Markierungen wieder in strahlendem Weiss beziehungsweise Gelb. Im Sonnenicht funkeln besonders die Zebrastreifen. Ihrer Farbe sind winzige Swarovski-Glasperlen beigemischt, damit sie noch mehr Licht reflektieren. Die drei Mitarbeiter des Markierungsteams sind mit Abschlussarbeiten an der Kreuzung beschäftigt. Schon bald kann der Verkehr hier wieder ungestört fliessen – mit einer verbesserten Sicherheit – und schon bald geht es nach einem langen Morgen zum Zmittag.