Michel Müglich, kann man bei Ihnen von einem Kaltstart sprechen?
Ich finde, das passt. Mit der HR-Strategie Dialog 2022, mit dem Projekt «neues HR-Geschäftsmodell» oder dem Projekt Berufsbildung 2022 kamen schnell die grossen Projekte auf den Tisch. Es ging zügig los.
Sie haben seit Ihrem Beginn viele Ämter besucht. Wie sind Sie aufgenommen worden?
Mit grosser Offenheit und Neugierde – aber auch mit gewissen Erwartungen. (lacht) Oft hiess es: “Jetzt, wo du hier bist, sollte man mal …” Das war ein Teil des Kaltstarts, diese Erwartungen aufzunehmen und gleichzeitig auch zu vermitteln, dass wir nun Schritt um Schritt vorwärtsgehen.
Als Personalchef sind Sie exponiert. Wie wollen Sie diese Rolle ausfüllen?
Sichtbar sein für die Mitarbeitenden gehört zu meiner Rolle und das möchte ich auch wahrnehmen. Präsenz ist wichtig, denn schliesslich steuern wir über unsere Projekte und Arbeit die Art und Weise, wie sich unsere Organisation weiterentwickelt.
Was heisst das konkret?
Wir wollen wichtige Personalthemen wie Frauen im Kader, Stellen für Personen mit Beeinträchtigungen oder Arbeitgebermarketing auf die Agenda setzen, diese vorwärtstreiben und auch sichtbar halten. Hier sehe ich meine Aufgabe, denn oft geraten diese Themen in der Hektik des Alltags wieder etwas in den Hintergrund. Wir müssen uns regelmässig mit den Departementen austauschen, wo wir diesbezüglich stehen und auch Rechenschaft dazu ablegen.
Sie sind von der Regierung gewählt. Sind Sie Vertreter der Regierung gegenüber den Mitarbeitenden oder Vertreter der Mitarbeitenden gegenüber der Regierung?
In meiner Funktion trägt man immer beide Hüte, aber primär bin ich Vertreter der Regierung – des Arbeitgebers. Die Mitarbeitenden brauchen ein Umfeld, in dem sie ihre Leistung erbringen können. Wenn es hier Probleme mit einer vorgesetzten Person gäbe, dann ist es im Interesse des Arbeitgebers, mich für den Mitarbeitenden einzusetzen.
Mit der HR-Strategie Dialog 2022 steht ein Projekt der Unternehmenskultur an. Wie haben Sie unsere Kultur wahrgenommen
Die Mitarbeitenden beim Kanton sind sehr herzlich, offen und mit grossem Engagement bei ihrer Arbeit. Man möchte mitgestalten und mitwirken, auch bei überdepartementalen Themen.
Das sind jetzt die positiven Punkte. Gibt es auch Negative?
Es liegt in der Natur grosser Organisationen, dass die Zusammenarbeit noch besser gelingen kann. Ich nehme die Grenzen zwischen den Departementen noch deutlich wahr und auch die Hierarchien sind ausgeprägt. Eine Aufbruchsstimmung zu mehr Gemeinsamen und höherer Transparenz ist jedoch spürbar.
Wohin möchten Sie die Kultur der Verwaltung entwickeln?
Die Ansprüche an die Verwaltung steigen: Man möchte eine digitalere, schnellere, innovativere Verwaltung. Die Unterschiede bei den Ansprüchen sind gegenüber der Privatwirtschaft vergleichbar. Deshalb sind auch die Antworten ähnlich: Innovation fördern wir durch interdisziplinäre Teams, flexiblere Arbeitsmodelle, dezentralere Entscheidungsbefugnisse. So können wir eine Kultur entwickeln, in der wir unser grosses vorhandenes Potenzial besser ausspielen können. Das ist mein Ziel.
Die HR-Strategie Dialog 2022 möchte genau dies. Ein solches Projekt zur Unternehmenskultur greift aber in ganz viele Bereiche und hat unzählige Schnittmengen mit anderen Projekten wie beispielsweise New Work. Wie können Sie als Leiter des Projekts zum Erfolg beitragen?
Ich sehe mich als Orchestrator. Ich möchte die Leute zusammenbringen, die heute viel-leicht unwissend voneinander solche Themen bereits vorwärtstreiben und auf gleiche Ziele hinarbeiten. Zusammenbringen, sichtbar machen, orchestrieren – das ist in der jetzigen Startphase meine wichtigste Aufgabe.
Und welche Charaktereigenschaften helfen Ihnen dabei?
Ich kann gut auf die Menschen zugehen, bin offen, neugierig und höre zu. Ich habe dazu eine schnelle Auffassungsgabe – das sagt man mir zumindest nach. Dies hilft mir zu sehen, welche Fäden man zusammennehmen kann.
Die meisten Mitarbeitenden haben die HR-Strategie Dialog 2022 bisher noch nicht gekannt. Das Projektteam ist aber bereits gestartet. Wie ist die Stimmung dort?
Ich spüre eine Aufbruchsstimmung. Themen werden angesprochen, man will mitwirken. Es ist ein grosser Wille spürbar, die Organisation weiterzubringen. Auch dank der Regierung, die dieses Projekt mit grossem Willen in Auftrag und zur Umsetzung freigegeben hat.
Ich nehme Sie als unkomplizierte und bodenständige Person wahr. Liege ich falsch?
Nein, das passt. Ich bin nahbar und geerdet. Meine Familie ist mir wichtig. Wir haben zwei Kinder und wohnen in Bichwil in der Gemeinde Oberuzwil, also ländlich. Man kann mit mir zum Kaffee gehen und über Gott und die Welt diskutieren.
Wer mit Ihnen spricht, merkt auch: Sie haben ein hohes Tempo – beim Denken, beim Formulieren und beim Vorwärtstreiben.
Ja, ich bin eher zügig unterwegs und begeisterungsfähig, mich gewinnt man schnell mit einer guten Idee. Die Familie hält mir hier aber regelmässig den Spiegel vor und meint dann: Du bist jetzt grad wieder etwas gar schnell unterwegs (lacht). Meine Ruhe finde ich dafür in der Natur oder beim Klavierspielen. Unterdessen können wir in der Familie gemeinsam musizieren – ich am Klavier und die ältere Tochter an der Pan-Flöte. Das ist dann ganz entspannt.