Es gibt Dinge, die wir nicht missen möchten, und solche, die können uns gestohlen bleiben. Welche sind es? Wir haben uns umgehört.

Gewohnheiten oder gar Ideologien aufzubrechen, braucht Mut und Energie. Altbewährtes soll nicht ohne Not über Bord geworfen werden. Es gibt aber Lebensbereiche, die ein Innehalten und Umdenken verlangen. Die Weltwirtschaft lebt in der traditionellen Denkweise, dass Fortschritt und Wohlstand mit jährlicher Steigerung der Marktanteile und des Umsatzes zu erreichen sind. Weltweite Konsumsteigerung geht einher mit ständigem Bevölkerungswachstum. Aber unsere Rohstoffe und unsere Lebensräume sind begrenzt. Daher müssen wir unsere bisherigen Wachstumsprinzipien zwingend aufbrechen: Quantität muss mit Qualität ersetzt werden.
Theo Dietschi, stv. Leiter Kantonsforstamt, Volkswirtschaftsdepartement
Ich finde es spannend, über alltägliche Strukturen nachzudenken und dazu kurze Paradoxa zu finden wie zum Beispiel: «Positiver Stillstand ist der beste Fortschritt» oder «Unsinn ist gewohnt frei». Bei solchen Gedanken stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn ich meinen Arbeitsplatz outsourcen würde. Ich könnte Raum schaffen und mein Arbeitspensum aufteilen in Projekte wie Lärmschutz, Kräuteranbau, soziale Wohnformen, einen Zoo betreiben oder aufbrechen in eine fremde Sprachregion mit weiten und unbebauten Landflächen. Mindestens so gern tausche ich mich mit anderen bei einem guten Abendessen aus.
Jeannette Madörin, Fachstelle Immissionen, Mobilität und Planung, Bau- und Umweltdepartement


Raus aus dem Hamsterrad. Der Bedarf nach einfachen Strukturen und Entschleunigung steigt und steigt, aber die Weichen, die das ermöglichen würden, werden nicht nachhaltig gestellt. Warum? Weil uns Gewohnheiten, Arbeitslast und Zeitmangel im Würgegriff halten. Mit «Projektities» und noch mehr Digitalisierung wird man diesem Problem nicht gerecht. Hierfür braucht es eine Vision und Menschen, die dieser Vision Leben einhauchen. Mein bescheidener Vorschlag: Schaltet die Server am Sonntag ab. Kein Mensch muss dauernd online sein. Ich gehe am Sonntag inzwischen viel lieber ins Wood Wide Web.
Helmut Kandler, Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Gesundheitsdepartement
Strukturen und Gewohnheiten geben uns Vorlagen, in denen wir uns mit einer gewissen Sicherheit bewegen können. Aber diese Sicherheit müssen wir auch immer wieder hinterfragen. Neugierde, über den Tellerrand hinaussehen, offen sein für Neues. Diese Eigenschaften in ein gutes, bestehendes Team einzubringen, zu diskutieren und neue Ideen umzusetzen, sollte mehr zu einer Aufgabe werden. Viele Fotos, die wir in unserer Werkstatt digitalisieren, zeigen, dass bereits vor hundert Jahren Menschen mit ihrer Neugierde und mit einer gewissen unkonventionellen Art Neues erschaffen haben.
Claudia Privitera, Amt für Kultur, Departement des Innern


Zu dieser Frage kann von mir nur ein Plädoyer zu Gunsten der Digitalisierung kommen. Digital first muss unser Credo für die nächsten Jahre sein. Die Gewohnheiten, die wir alle dabei aufbrechen müssen, betreffen zuallererst unseren persönlichen Umgang mit den neuen Technologien. Ich wünsche mir für uns alle mehr Offenheit, Agilität, Flexibilität und vor allem Neugier im Umgang mit der schönen neuen Welt. Die Veränderung durch die Digitalisierung ist bereits der Normalfall und das Tempo nimmt nicht ab. Jede und jeder Einzelne kann und soll diesen Schritt machen!
Marc Fahrni, Leiter Zentrale Dienste Migrationsamt, Sicherheits- und Justizdepartement