Heike Bruch, weshalb sind solche Abschlussfeste wichtig?
Abschlussfeste wie die «Winter-ade-Feier» sind essenziell für das Wir-Gefühl in Unternehmen. Sie schaffen einen klaren «Abpfiff» für erreichte Ziele und vermitteln den Mitarbeitenden Anerkennung, Wertschätzung und Stolz für ihre gemeinsamen Leistungen.
Ohne Rituale fehlt einem Team etwas.
Die Mitarbeitenden können sich auch besser mit ihrer Arbeit identifizieren?
Ja, solche Team-Rituale sind wertvolle Ankerpunkte, die Stabilität und Sicherheit schaffen. Sie stärken das Vertrauen in die Zusammenarbeit und die Energie. Vor allem in sehr turbulenten Zeiten werden Team Rituale wichtiger. Abschlussfeiern fördern die Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit, weil sie die erbrachten Leistungen würdigen und den Sinn der Arbeit in den Vordergrund stellen. Sie bieten die Gelegenheit, über den persönlichen Beitrag zum Gesamterfolg des Teams zu reflektieren, und stärken damit das Zugehörigkeitsgefühl und die Bindung an den Arbeitgeber.
Das schafft dann auch Tatendrang nach vorne …
Ja, wenn Teams gemeinsame Erfolge feiern, stärkt das ihren Zusammenhalt und den Stolz auf die erreichten Leistungen. Man sieht das sehr gut im Teamsport, etwa beim Fussball. Feiern, Fanjubel und gemeinsame Wertschätzung stärken den Teamspirit und machen Lust auf mehr. Abschlussfeiern motivieren und inspirieren, mit frischer Energie in neue Projekte zu starten.
Was ist, wenn es keine solche Rituale in einem
Team gibt?
Ohne Rituale fehlt einem Team etwas. Es steigt die Gefahr, dass das Team auseinanderdriftet. Die Menschen werden auch tendenziell leichter müde. Unsere Untersuchungen zeigen, dass Teams ohne Rituale häufiger unter Isolation, Erschöpfung und mangelndem Teamzusammenhalt leiden. Der Effekt von Wertschätzung auf das Arbeitsklima bleibt aus.
Zur Person
Heike Bruch ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung von Leadership. Sie beschäftigt sich mit Forschungsthemen wie Leadership, Energie & Engagement, Gesunde Hochleistung, Neue Führungs- und Arbeitsformen.
Wie führen Sie Ihr eigenes Team?
Team-Events haben an meinem Institut schon lange Tradition. Hervorzuheben sind vor allem unsere Summer- und Christmas-Events. Zweimal jährlich nehmen mein Team und ich uns einen ganzen Tag für eine Mischung aus Weiterbildung, Sport, Essen und viel Spass. Das Programm entwickeln wir immer gemeinsam im Team. Alle stimmen mit ab. Und organisiert werden sie immer von zwei anderen Freiwilligen. Für mich sind diese Tage ganz besonders – und meine Erfahrung zeigt, dass solche Momente langfristig Energie, Motivation und Zusammenhalt stärken und uns auch durch anspruchsvolle Phasen tragen.
Wichtig ist, dass das Team involviert wird und die Eigeninitiative zum Tragen kommt.
In grossen Verwaltungen sind solche Abschlussfeiern wenig verbreitet – weshalb?
Die Kultur in grossen Verwaltungen unterscheidet sich sehr. Abschlussfeiern oder Team-Events werden häufig als «nice to have» angesehen oder gar nicht gefördert. Oft haben daher informelle Events einen sehr grossen Stellenwert. Führungskräfte selbst sind gefragt, mit ihrem Team Formen der Anerkennung zu entwickeln, gemeinsame Erlebnisse zu planen und teils in ihrem Rahmen etwas Passendes selbst zu initiieren. Vielleicht nicht ideal, aber mitunter die beste Alternative.
Ihre Tipps?
Ansatzpunkte sind etwa regelmässige «Abpfiffe» in Form von kurzen Zusammenkünften nach Meilensteinen oder Projektabschlüssen. Auch spontane Wertschätzung für das Engagement Einzelner aus dem Team heraus ist sehr wirkungsvoll. Wichtig ist hierbei vor allem, dass das Team involviert wird und die Eigeninitiative zum Tragen kommt – rund um Feiern, Team-Events oder Überraschungen, die oft nicht kostspielig oder zeitaufwändig sind, aber echte Anerkennung transportieren.