Beim Bau– und Umweltdepartement wird geschaufelt und gebaggert. Die Gartenbaumitarbeitenden bereiten einen Teil der Fläche so vor, damit Pflanzen angebaut werden können. Diese Pflanzen sollen später den Metalldrähten an der Gebäudefassade hochwachsen. «Fassaden–und Dachbegrünungen wirken wie natürliche Klimaanlagen. Sie sind ein einfaches Mittel für die Anpassung von Gebäuden an den Klimawandel und leisten einen Beitrag an die Biodiversität», sagt Karin Inauen. Die 37–Jährige kennt sich mit diesem Thema bestens aus: Seit 2015 leitet sie die Nachhaltigkeitsstelle im Amt für Wasser und Energie. 2018 kam der Bereich Anpassung an den Klimawandel dazu, und heute ist sie «Koordinatorin nachhaltige Entwicklung und Klimawandel».
In dieser Funktion hat sie auch zusammen mit ihrem Vorgesetzten Marcel Sturzenegger das Projekt «Strategie zur Anpassung an den Klimawandel» (siehe Kasten) geleitet. Karin Inauen war vor allem für die Koordination der insgesamt 12 Fachabteilungen aus vier verschiedenen Departementen zuständig, die in die Erarbeitung der Strategie involviert waren. «Mit der Strategie können wir ganzheitlich und gemeinsam auf die Veränderungen des Klimas reagieren», sagt sie. Im letzten November gab der Kantonsrat grünes Licht, seit diesem Jahr wird die Strategie umgesetzt.
Denkanstösse geben, nicht missionieren
Nachhaltigkeit und Klimaschutz interessieren Karin Inauen schon lange, sie ist überzeugt, dass etwas getan werden muss. Nach dem Bachelorstudium in Medien–und Kommunikationswissenschaften in Fribourg und einer einjährigen Mitarbeit in einer Ideenfabrik entschied sie sich für das Masterstudium Nachhaltige Entwicklung in Basel. Gleichzeitig arbeitete sie bei einer Umweltschutzorganisation in Zürich. Mit dem erfolgreichen Studienabschluss in der Tasche ging sie zunächst ein paar Monate auf Reisen und trat danach die Stelle beim Kanton an.
Nachhaltigkeit ist ein komplexes Konzept, das nur funktioniert, wenn wir nebst der ökologischen auch die soziale und wirtschaftliche Dimension mitdenken.
Die gebürtige Appenzellerin, die seit sieben Jahren in der Stadt St. Gallen wohnt, findet es schade, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Gesellschaft oft nur aus der Perspektive der Ökologie betrachtet wird. «Nachhaltigkeit ist ein komplexes Konzept, das nur funktioniert, wenn wir nebst der ökologischen auch die soziale und wirtschaftliche Dimension mitdenken.» Auch in ihrem Privatleben spielt Nachhaltigkeit eine grosse Rolle. Sie engagiert sich im Verein OstSinn, einer Plattform für Nachhaltigkeit in der Ostschweiz, schreibt regelmässig für die Zeitschrift der Fachfrauen Umwelt und hat einen Lesezirkel lanciert, bei dem insbesondere Sachbücher zum Thema besprochen werden. Sie versteht sich aber nicht als Moralapostel, sondern will Denkanstösse geben. «Letztlich muss jeder und jede das eigene Handeln hinterfragen und es mit dem eigenen Gewissen vereinbaren.» Sie selbst versucht, möglichst wenig Fleisch zu essen, nur noch selten zu fliegen und innerhalb von Europa mit dem Zug zu reisen.
Vor Ort etwas bewegen
Während fast zwei Jahren erarbeitete eine Fachgruppe die «Strategie zur Anpassung an den Klimawandel». Dabei sind basierend auf umfangreichen Grundlagenarbeiten die Chancen und Risiken des Klimawandels definiert und Massnahmen formuliert worden. Diese werden von den zuständigen Ämtern nun umgesetzt. Eine raumplanerische Massnahme gegen die Hitzebelastung zum Beispiel ist etwa die Schaffung von mehr Frei- und Grünräumen und Wasserflächen oder Fassaden- und Dachbegrünungen. Weiter ist unter anderem auch ein Hitzeaktionsplan zum Schutz der menschlichen Gesundheit in Ausarbeitung. Mehr Informationen unter Klima | sg.ch