Daten sind das neue Gold

Jan Wunder leitet seit über einem Jahr die Fachstelle für Statistik. «Statistik zeigt auf, was rundherum passiert und was auf uns zukommt», sagt er.

Markus Wehrli, Kommunikation Staatskanzlei - Bild: Thomas Hary

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Jan, ein typischer Statistiker, was ist das für ein Mensch?
Statistiker sind keine Nerds, auch wenn man das immer wieder hört. Der Umgang mit Daten und Zahlen ist zwar zentral und natürlich haben Statistiker hohe analytische Fähigkeiten. Aber ebenso ausgeprägt ist ihre Kundenorientierung und ihr Sinn für Kommunikation.

Du warst ursprünglich Umweltnaturwissenschaftler. Wo liegt der Zusammenhang zur Statistik?
Ich habe mich an der ETH Zürich intensiv mit Fragen zum Thema «Wald der Zukunft» beschäftigt. Die Methodik ist bei solchen Untersuchungen fundamental. Folglich war auch in meiner Doktorarbeit, die ich zu diesem Thema schrieb, die Entwicklung von statistischen Modellen zum Lebenszyklus von Bäumen hochrelevant. So bin ich auf mein heutiges Berufsfeld gestossen.

Du leitest seit einem Jahr die Fachstelle für Statistik. Was sind eure Kernaufgaben?
Wir sind für sämtliche Statistiken des Kantons zuständig. Unser Team sammelt und bereitet die Daten auf, analysiert sie und zieht Erkenntnisse daraus. So können wir Entwicklungen und Zusammenhänge innerhalb der Gesellschaft, Wirtschaft oder Umwelt erkennbar machen und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Wir interpretieren und werten unsere Resultate aber nicht. Das ist dann beispielsweise Sache der Politik.

 

Daten gelten als das neue Gold. Wie spürt ihr diese wachsende Bedeutung?
Daten sind seit jeher der Rohstoff der Statistik. Heute stehen mit der rasanten technischen Entwicklung aber viel mehr Datensätze zur Verfügung. Unsere Aufgabe ist es, solche Daten zu beherbergen und zu schützen. Wir bauen derzeit ein neues Datenbanksystem auf. Die wachsende Bedeutung von Daten beschäftigt uns aber auch im Bereich des maschinellen Lernens, einem Teilgebiet der KI. Unser Ziel ist es, innerhalb der interdepartementalen Arbeitsgruppe KI des Kantons eine tragende Rolle zu übernehmen.

Statistik kann Zusammenhänge aufdecken, hast du gesagt. Wie hilft das dem Kanton?
Statistiken zur Bevölkerung können in planerischer Hinsicht sehr gut verwendet werden, etwa wenn es um den Aus- oder Neubau von Alters- und Pflegeheimen geht. Wir können aufgrund unserer Untersuchungen das Wachstum einer Gemeinde projizieren und damit auch die wahrscheinliche Entwicklung der Betagten. Damit planen die Gemeinden dann auf längere Zeit hinaus ihren Bedarf an Alters- und Pflegeheimplätzen sowie die ambulante Betreuung. Wir haben mit der Statistik eine Sensorik zur Verfügung, die aufzeigt, was rundherum passiert. Es ist wie auf einem Schiff: Mit unseren Instrumenten können wir Untiefen ausloten. So kann die Politik oder Verwaltung besser reagieren auf das, was kommt.

Wir haben mit der Statistik eine Sensorik zur Verfügung, die aufzeigt, was rundherum passiert. Mit unseren Instrumenten können wir Untiefen ausloten.

Zurück zur Natur. Du hast mit dem Wechsel vom Wald in die Statistik einen Umbruch vollzogen. Was war der eigentliche Grund?
Der Grund liegt in der Programmiersprache «R». Sie ist die Basis für die statistischen Analysen und das Datenmanagement. Der Wald war bei meiner Arbeit Studienobjekt, das Werkzeug der Forschung war Ausgefragt dagegen die Statistik, die Programmiersprache «R». Sie faszinierte mich mehr und mehr. So rückte die Natur in den Hintergrund und ich vertiefte mich in das Programmieren. Heute bin ich Spezialist dieser Programmiersprache, ich gebe Kurse an der ETH und an Universitäten.

Haben Statistiken eine «natürliche» Schönheit für dich?
Nicht die Statistiken als solches, aber der Weg zu diesen – also die unterschiedlichen Applikationen, die wir entwickeln und programmieren, deren Verknüpfungen zu ganzen Produktionsketten, die am Ende dazu führen, dass aus Rohdaten nach diversen Bereinigungsschritten interaktive Berichte, Dashboards
und Statistiken vorliegen.

Was ist deine Lieblingsbeschäftigung in der Freizeit?
Ich wandere sehr gerne in den Bergen und in Wäldern.

Und wann bist du glücklich?
Im Kreise meiner Familie. Nach Sport und Yoga bei einem Kaffee und hausgemachtem Kuchen in meinem Lieblingscafé mit einer guten Zeitung. Und bei der Arbeit. Ich bin hier auf der Fachstelle an einem guten Ort. Ich darf hier machen, was ich gut kann und wofür ich mit Leidenschaft einstehe. Das macht mich glücklich.

Zur Person
Jan Wunder ist 47-jährig und wohnt mit seiner Familie in Wald ZH. Er leitet die Fachstelle für Statistik seit dem 1. Januar 2023. Die Fachstelle für Statistik gehört zum Volkswirtschaftsdepartement. Sie ist für die Statistiken des ganzen Kantons zuständig und erarbeitet diese im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben von Bund und Kanton. Die Statistikdatenbanken und -produkte können auch von den anderen Ämtern genutzt werden. Sie stehen zudem der Öffentlichkeit zur Verfügung unter statistik.sg.ch.