Ich habe die nahende Pensionierung vor drei Jahren schon etwas bedrohlich empfunden … wenig Begeisterung, dafür grosse Fragezeichen, wie mein zukünftiger Alltag attraktiv zu gestalten sei. Die Arbeit im Amt für Wirtschaft und Arbeit hat mir schon sehr viel Freude gemacht. Zusammen mit meinem grossartigen Team durfte ich für stellensuchende Menschen arbeitsmarktliche Angebote umsetzen und neue Produkte entwickeln. Eine kreative, spannende und sinnstiftende Aufgabe, die mich viele Jahre aus- und erfüllte. Ich wusste, ich würde sie vermissen.

Nichtsdestotrotz musste ich dieser albtraumhaften Zukunftsperspektive die Stirn bieten. Die kurz vor Ende des offiziellen Arbeitslebens aufgegleiste Selbstständigkeit (www.coachingtogo.org) war dann auch meine Rettung und hat mich davor bewahrt, in die unvorstellbare Situation von «immer Sonntag» und Dauerausschlafen zu geraten.
Als Coach begleite ich heute Einzelpersonen und Teams zu unterschiedlichen Themen und Anliegen. Mir ist damit eine geschmeidige Kombination von beruflicher und freizeitlicher Tätigkeit gelungen – die bis heute ideal funktioniert und meinen Alltag prägt, meine Zufriedenheit fördert, meine Kompetenzen fordert, meine physische und psychische Gesundheit erhält und meine Lebensfreude positiv beeinflusst.
Sternstunden in meinem neuen Leben sind die Momente mit meinen wunderbaren Enkelkindern. Täglich und wetterunabhängig «Draussensein» in der Natur – mein Rucksack ist immer gepackt.
Neue Rezepte kochen für kleine und grössere Personengruppen. Ich liebe diese fast meditativen Küchensequenzen. Die Stunden im «Kinok» – eine Leidenschaft aus Jugendjahren, meine Begeisterung für das «laufende Bild». Oder einfach den Luxus haben, ausgiebig einem Gedanken nachzuhängen oder sich in Gesellschaft auszutauschen.
Dank Eigeninitiative, Zufall und vielleicht auch etwas Glück hat sich mein Beziehungsnetz auf erfreuliche Weise erweitert. Eingebunden in zahlreiche WhatsApp-Gruppen und damit in verschiedenen Gemeinschaften von Menschen, finden viele meiner Aktivitäten in
Gesellschaft statt. Dies ist eine ganz grosse Bereicherung.


Fazit nach drei Jahren Training als Rentnerin: Viele der Beschäftigungen, denen ich heute nachgehe, habe ich schon während meines Berufslebens ausgeübt. Damals waren es Lichtblicke, Ablenkung und Miniauszeiten für die viel beschriebene Work-Life Balance. Heute tue ich alle diese Dinge immer noch, aber mit noch mehr Freude, mehr Leidenschaft, Begeisterung und Hochgenuss, ausschweifender, lustvoller, ohne Zeitlimit und vor allem – zusammen mit viel mehr Menschen. Meine Aktivitäten erscheinen vielleicht banal – oder wenig spektakulär. Für mich aber sind sie ein Garant dafür, täglich darauf zugreifen und sie in meinem Alltag integrieren zu
können.
Und vielleicht noch dies: Mein aktuelles Leben mit diesen zahlreichen Begegnungen und Genüssen erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit.
Notiert: Doris Schaffhauser